April 2024
April 2024
Mo 01.04.24 14:31
Vor einigen Wochen schaute ich „Once upon a time in Hollywood“ als gäbe es nichts anderes zu tun. Der Film ergänzte meine Langeweile perfekt mit seiner eigenen. Dös, gähn. Nach einer Weile, alles schön stylish, bunt und quietschig, situativ on point, coole Musi, coole Autos, kam es mir vor als wär ich in einen Tarantino-Film geraten. Dös, Gähn. Dann, ich las mal wieder die Handlung vorweg damit es nicht zu spannend würde für mich, kam die Erkenntnis – es ist ein Tarantino-Film. Ok. Da brauche ich auf die Handlung gar nicht zu warten denke ich, und tatsächlich – alles blieb wie immer. Tarantinos ultrakonservative, reaktionäre Moralvermittlung lag mal wieder offen da. Ein Männer-Amerika, die Frauen wie meistens Opfer, bumsnudelig oder verrückt, der mittelalte weiße amerikanische Held verprügelt den Asiaten wie auch die durchgeknallten Jugendlichen (alles verdorbene Hippies) (vor denen der gute Bürger schon immer Angst hatte) natürlich mittels seiner ehrlichen Fäuste. Der Held dient, liebt sein Auto wie seinen Hund und ist glücklich dabei. Tarantinos Puppenstuben-Splatter kann ich mittlerweile was abgewinnen, wie der mittels Übersteigerung in’s Absurde flüchtet. Danke Romero, immer gern. Flüchtet sich Tarantino selber in Bezug auf seine White-America-First Werte eigentlich in die Ausrede „Ironie“ (von wegen Spiegel vorhalten und so)? Eine Metal-Band zu gründen, um sich über Metal lustig zu machen klappt nie, weil die Hörer auf Metal stehen und den Unterschied nicht merken (der sie vermutlich auch nicht interessiert). Mit Once upon a Time landet ein weiterer Film oben drauf auf dem Scheißeturm. Besonders schade war es in Inglorious Bastards – der Film hatte es auf dem Kicker, Nazideutschland von benachteiligten Menschen und LGB besiegen zu lassen, was für eine schöne Fantasie, der POC, die Lesbe, der Mensch jüdischen Glaubens, die regeln das, leider mussten sie alle sterben (ach) um Platz zu machen für den amerikanischen Helden. Ergo hat eigentlich Brad Pitt die Nazis besiegt. Oder Django Unchained – der Hauptdarsteller und ist zwar auch smart und nicht nur brutal, aber der Masterplan kommt vom gebildeten Weißen (der ihn auch noch vorher befreien muss). Wie zu besten Spielberg-Zeiten, Amistad z.B., kann der Farbige sich wieder nur mit Hilfe des Weißen behaupten, und der ist edel, hilfreich und gut. Die Moral von der Geschicht ist mal wieder keine Frage und sagt uns erneut, wie wir die Dinge doch bitte zu sehen haben. Once upon a Time lässt es Al Pacino aussprechen, wie er Leonardo di Caprio erklärt, dass es an ihm selber (als im Film dargestellten Schauspieler) hängen bleiben würde, wenn er nur Verlierer spielt. Die Leute würden das mit seiner realen Person verbinden, und am Ende wäre er, die echte Person, selber der Loser. Die Leute glauben was sie sehen.
Eben war ich in meinem neuen Fitnessstudio beim Fatburn Oster-Special, 80 statt 45 Minuten schwungvolle Bewegung zu fetziger Musik. Tolle Sache. Ich glaube, ich habe das Studio nur gewechselt weil das neue in der Füll-deine-Flasche-gratis-Bar quietschsüßes Waldmeister anbietet. Geil. Im alten, malerisch gelegen im dritten OG eines Einkaufszentrums, gab es neben anderen Sorten auch manchmal Waldmeister, aber ungleich verdünnter. Meine offiziellen Gründe: der Kursraum hat Tageslicht, es ist nicht so voll, so brettlaut auch nicht, sie machen immer Aufwärmen und immer Core. Näher an zuhause ist es auch, mit dem Rad fünf Minuten statt zehn, und es ist nicht im Einkaufszentrum (schade um den sonntäglichen Gang durch die leere Mall). Das dürfte an Gründen gereicht haben, aber ich glaube, eigentlich war es der Waldmeister. Oben im Hochhaus vom neuen Studio ist immer noch ein Klub in dem ich ab und an war, in der Spätzeit der Berliner Transition.
-pb
Fr 05.04.2024 16:49
Nach ein paar Tagen Homeoffice gestern ein Treffen mit Claus beim Italiener. Wir hatten nicht wirklich was zu besprechen für die kommende Woche. Und weil er mir nicht davon erzählen wollte, was er die Tage erlebt hatte, mit seinen Vorgesetzten, saßen wir einfach da und schwiegen. Aber er mag doch keine Stille. Und wie immer, wenn er nichts Neues zu berichten hat, nichts, wo es bei ihm gut lief, füllt er die Stille mit uralten Scheiter-Geschichten von Bekannten, Freunden und Verwandten. Manche dieser Geschichten habe ich schon fünf Mal gehört. Aber doch kommt nie Langeweile auf, weil er sie jedes Mal anders erzählt. Nicht selten wechseln darin sogar die Protagonist*innen und ich erkenne die Geschichte dann nur an der Pointe. Meist belaufen sich die Änderungen allerdings auf Kleinigkeiten: Da flippt einer aus, der in einer vorherigen Version als überaus ruhige Person beschrieben wurde. Oder jemand, der reich und bewundernswert war, ist plötzlich komplett pleite und bedauernswert. Oder andersrum.
Aber die eine Passage von der zweiten Hochzeit seines älteren Bruders, die er gestern schlussendlich auch nochmal zum Besten gab, bleibt im Wesentlichen gleich, sie geht so:
Drei Stunden vor Beginn der Hochzeitsfeier, die in einem Vereinsheim stattfindet, bekommt Claus einen Anruf von seinem Bruder: Könntest du eventuell eine Stunde vorher kommen? fragt der Bruder. Claus macht das, obwohl seine Nachfrage, sein ‚Warum denn?‘, gar nicht beantwortet wird. Kommt Claus dahin, eine Stunde vor offiziellem Beginn der Feier, und stößt auf einen Raum, in dem es nicht viel mehr gibt als ein paar Stühle, zwei nackte Tapeziertische und darauf fünf Plastiktüten von Aldi. Könntest du bitte ein Buffett dadraus machen, sagt der Bruder. Als Claus in die Tüten guckt, findet er eingeschweisten Käse in Scheiben, Weintrauben, viele Tüten Chips und mehrere Packungen rohes Mett.
Na gut, manchmal sind es auch eingeschweiste Wiener Würsten, zwei Packungen Toastbrot, eine Flasche Ketchup und Röstzwiebeln. Und wenn ich nachfrage, wie damit denn fünf Tüten zu füllen seien, erfindet er noch Papiertischdecken, Servietten und halb aufgeblasene Luftballons hinzu.
In jeder Version der Geschichte hat der Bruder eine Hochzeitsband engagiert. Gestern bestand diese Band nicht aus ehemalig berühmten Musikern, die den Raum rockten, sondern aus betrunkenen und schief spielenden Hobbymusikern. Ach ja, mein Bruder, meinte Claus, nachdem er die Geschichte zuende erzählt hatte, es geht ihm wirklich schlecht gerade, seine Ehe steht auch kurz vor dem Aus.
Hatten sie sich wohl gerade gestritten, Claus und sein Bruder.
KR
Sa 06.04.2024 16:33
Ich bin total nervlich.
Der Satz ist nicht von mir, sondern von einer Person aus einer dieser RTL2 Dokus, die ich immer mit Steffen gucke. So oft haben wir darüber gesprochen eine Sammlung anzulegen, von all den schief angebrachten Redewendungen und Sprichwörtern. Also seitdem uns aufgefallen war, dass sich das häuft. Aber zu unserem Erstaunen kriegen wir nicht nur nie wieder den genauen Wortlaut zusammen, sondern erinnern uns eigentlich immer nur noch daran, dass wir was witzig fanden. Bisschen so, wie wenn man die Shorts auf You-Tube guckt (Tiktok App hab ich nicht): Auf eine Unglaublichkeit der mehr oder minder besonderen Sorte, folgt sofort die nächste; und wenn man sich keine Notizen macht, sofort, am besten auf einem Schreibblock, kann man sich auch mit bestem Willen an nichts mehr erinnern. Warum das so ist, das habe ich noch nicht genau durchschaut.
Nun, aber zum Glück sind Steffen und ich nicht die Einzigen, die diese verdrehten Sachen so toll finden: Gibt schon ein eigenes Format dafür – auf irgendeinem anderen Privatsender.
PS: Den obigen Satz hab ich mir nur ausgedacht, als Beispiel. Die echten Sachen waren alle besser, glaube ich.
KR
Sa 06.04.24 21:22
Ich bin völlig verstockt. Mir erzählt keine:r irgendwas. Rede mich immer raus damit, dass ich so einen hypersozialen Job habe und weil ich den ganzen Tag mir Privatsachen anhöre bin ich danach einfach voll und will nichts mehr hören, aber ich glaube, daran liegt es eigentlich nicht. Woran es eigentlich liegt, das weiss ich nicht, vielleicht ist mein Inneres eigentlich abgespalten, es wäre viel zu riskant/labil für mich, mich wirklich zu öffnen, deswegen ging das meinen Lebtag stets nur sternhagelvoll, was ich seit Ages nie mehr bin, und da fällt das Sprechen leicht (leider / zum Glück erinnert man sich danach an nichts). Für mich ist es völlig undenkbar, einfach so im Café zu sitzen, und dann von jetzt auf nun persönliche Gespräche mit Fremden zu haben.
Heute Mittag waren wir in Kung Fu Panda 4, die 12:30 Vorstellung in der Kulturbrauerei. Bis jetzt habe ich noch jeden Teil im Kino gesehen – den malerischen Teil 1 (2008), der Weg des Pandas vom Nudelkoch zum Drachenkrieger und noch wesentlich von den Furiosen Fünf getragen, natürlich war ich sofort in Tigress verliebt, Teil 2 war noch besser, hatte mit dem Pfau den absoluten Ultrabösewicht, die Herkunft von Po wurde geklärt und warum er der letzte Panda auf der ganzen Welt war, große Tragik, gleichzeitig Beginn seiner spirituellen Erleuchtung. In Teil 3 dann, nachdem Po Meister Ugwei im Reich der Toten wiedergetroffen hatte, kam dieser alle Grenzen der menschlichen Wahrnehmung sprengende Endkampf mit dem seelensaugenden Kai in der Zwischenwelt, dazu die Eröffnung, dass die Gans (Herr Ping), gar nicht Pos richtiger Vater ist, als dieser (Herr Li, der Panda) plötzlich auftaucht. Es war fast zu viel für mich. Jetzt also Teil 4, und mit dieser legendären, tiefbreiten Legende im Rücken hätte man eigentlich sonst was draus stricken können /müssen, also das Publikum nicht für dumm verkaufen sondern höher schneller weiter, das wurde aber leider nichts. Die neue Oberschurkin ist natürlich wieder legendär, Po, der alles erreicht hat, soll zum spirituellen Führer im Tal des Friedens werden und an eigener Statt einen neuen Drachenkrieger wählen. Dass er am Ende die Füchsin Chen auswählt, die erst für ihn, dann gegen ihn, dann wieder für ihn ist (natürlich geläutert durch Pos unbedingte Gutherzigkeit und ihre eigene Heldenreise) – das ist selbstredend perfekt, leider vom Anfang an absehbar. Soviel Potential – die kriminelle Unterschicht in der Megapolis, so gut! Die Bösewichte aus den anderen Teilen erstehen wieder auf! Aber nein. Statt dessen ein Kapitel 4, dass für Sechsjährige verstehbar sein muss, die keine der vorigen Folgen kennen.
Du ahnst es bereits – ich, wir, alle haben große Erwartungen an Elsa Teil 3.
-pb
So 07.04.2024 17:07
Vor der Fahrt nach Zerbst, der Lederjackenverkaufstour, dachte ich, dass eigentlich schon im Vorfeld klar ist, welche Sorte Fotos dabei rauskommen wird. Neben Aufnahmen von alten Leuten, die – ja was sonst – Lederjacken anprobieren (alle ohne Kopf fotografiert, nur die dicken Bäuche und flachen Hintern abgelichtet, denn sonst bräuchte es ja Einwilligungserklärungen), beiläufige Fotos von der Umgebung: Vertrocknete Topfpflanzen in dem grau-gekachelten oder beteppichten zum Verkaufsraum umfunktionierten Hotelkonferenzraum; Fotos von drinnen nach draußen, an den vertrockneten Topfpflanzen vorbei. Eingerahmt vom Fenster zwei Mütter in Jogginghosen mit Kinderwagen und Kleinkindern an der Hand. Nicht zu vergessen die Fotos von den schönen Sonnenstrahlen, sichtbar gemacht vom Staub im Raum; und die tollen Aufnahmen von Steffen und den Dorfältesten abends zusammen am Tresen der einen Bierkneipe. Ja, solche Fotodokus… Überall findet man sie. So lange schon hat diese Sorte Tristesse Konjunktur. Mir hängt das zum Hals raus. Es ist immer das gleiche, und ich dachte, dass es auch mir passieren wird, wenn ich einfach ablichte was ich vorfinde. Ist genau so gekommen, genau wie vorher vorgestellt.
Denke gerade an unseren Freund Morten, der vor vielen Jahren Fotos von seinem Computerbildschirm gemacht hat. Er spielte damals GTA, aber anstatt die Story zu spielen, fuhr er nur durch die Gegend (random, würde man heute wohl sagen), bis dahin, wo die Animation aufhörte. Die Erde eine Scheibe und da ist ein Rand. Die Spieleentwickler*innen hatten sich bei dem Rand nicht besonders viel Mühe gegeben, alles endete in groben Pixeln. Und davon hat Morten Fotos gemacht. Ich fand das sehr naheliegend und die Ergebnisse, die analogen Fotos: meine Güte waren die schön.
Fällt mir jetzt ein Vergleich ein, zu der Sorte Fotos, die ich beim Lederjackenverkauf gemacht habe? Ich probiere, fühle ihn kommen…
Fotos zu machen, solche Fotodokus, an tristen Orten, von behauptet tristen Menschen: Ist das nicht ähnlich, wie zum Rand eines Computerspiels zu fahren und dort zu fotografieren? Sich das Ende angucken, das völlig dröge, und darin eine Ästhetik finden? Aber man muss wohl als Erste*r dagewesen und auf die Idee gekommen sein, davon Fotos zu machen. Alle Nachzügler*innen sind nichts anderes als Laufstegkopierer – und machen damit Mode, für alle. Heißt ja nicht, dass das schlecht ist. Aber glauben wir Kopierenden nicht auch an den Bug? Fotografierst du, auf die Art, wie es schon tausend Leute vor die getan haben und es kommt dabei raus, was dabei immer rauskommt; aber hoffst du nicht doch, das – irgendwann – du den einen besonderen Programmierfehler vor die Linse kriegst, durch Zufall? Sollte ich so weit gehen und behaupten, dass all die tristen Fotostrecken letztendlich die Suche nach der einen zufälligen Abweichung sind? 20, 30 Jahre immer das gleiche abbilden, auf die immer gleiche Art: Da muss doch was passieren, sich mal ein Clown vor die Linse schieben. Oder einigen wir uns darauf, die Langweiligkeit weiterhin interessant zu nennen, und darauf, uns gegenseitig Credits dafür zu geben?
A propos Credits: Meine Nachbarin hat neulich mit ihrem Handy Fotos auf einem Konzert gemacht und fand eins ihrer Fotos total toll. Sie hat es mir geschickt und mich gefragt, ob ich es auch toll finde. Ist gut, ist schön, meinte ich. Sie schrieb mir kurz darauf, dass sie dieses Foto nun gerade der Band zukommen lassen hat und darauf die Antwort erhielt, was sie sich als ‚credits‘ wünschte. Und sie dachte, dass sie danach gefragt wurde, wieviel Geld sie denn für das Fotos haben wolle. Sie stellte sich schon vor, dass die Band ihr Foto für ein Konzertplakat verwenden würde, oder sogar für ein Albumcover – und dass sie deswegen… 250 Euro? fragte sie mich. Ganz vorsichtig erklärte ich ihr, dass bei ‚credits‘ nur gemeint sei, ob sie namentlich erwähnt werden wolle, wenn die Band das Foto tatsächlich mal irgendwo verwenden sollte.
Ich hab mir als Kind mal eine Trommel aus dem Deckel eines Nutellaglases gebaut (mit Halterung um den Hals herum) und stellte mir vor, darauf ein Patent anzumelden. Ich habe als Kind mal einen Geldspielautoamten gebaut, aus einem Karton, wo man eine Kugel über die Oberfläche rollen lassen konnte, und wenn die Kugel in einem Loch versank, fiel ein an dem Loch befestigtes 2 Mark Stück oder ein 10 Pfennig Stück in den Karton und rollte automatisch zu einem Schlitz. Na ja, man musste den Karton schütteln dafür. Auch darauf wollte ich ein Patent anmelden. Es war so toll, wie mich meine Fantasie über die ganze Minderwertigkeit meiner Erfindungen hinwegblicken und einfach träumen ließ.
KR
So 07.04.2024 18:37
Meine Mutter hat mir Weihnachten 2019 den Roman ‚Die Katze und der General‘ geschenkt. Nichts zog mich hinein, als ich am 1. Weihnachtstag kurz reinlas, und ich habe das Buch dann in ein Regal gestellt.
Gestern hab ich dieses Buch aus dem Regal gezogen, weil ich davor herumsaß und das Buch in Augenhöhe und Griffweite stand. Ich las ein paar Seiten, irgendwo in der Mitte. Die Sätze, die ich las, kamen mir hölzern und der Inhalt völlig unverständlich vor. Also versuchte ich es mit zwei, drei Seiten am Anfang, und als ich dann noch die letzten Buchseiten gelesen hatte, kam ich zu dem Schluss, dass sich die Großartigkeit der Erzählung einfach nicht erschließen lässt, wenn man hier und da hineinliest; sondern man muss das Ding wohl, dachte ich, von vorne bis hinten lesen, damit sich die mittige seitenlange Beschreibung über mindestens fünf unterschiedliche Männer, die alle auf unterschiedliche Art und Weise gemein sind, einem nicht vorkommt, wie ein aufgegebenes Sudokurätsel. Das ist wirklich kein Vergleich, der Sinn macht. Aber wie du weißt, liebe ich es, einen spontanen Gedanken als Vergleich anzubringen. Kann man dann im Nachhinein gucken, ob da nicht doch etwas ist, ein Bogen, den man schlagen könnte. Die Welt wäre ja nicht die Welt, wenn nicht immer mal irgendwer behaupten würde, dass 1 +1 theoretisch auch drei ergeben könnte. Ist es nicht gut, hinter eine Rechnung ein falsches Ergebnis zu setzen und zu gucken, ob sich dafür nicht trotzdem eine Herleitung findet?
Vielleicht könnte ich den Vergleich auf diese Art rechtfertigen: Du denkst, dass etwas richtig sein muss, in diesem Fall: gut geschrieben, beschrieben – es dir eventuell nur deswegen nicht aufgeht, du der Sache nicht habhaft werden kannst, weil du dir nicht die Mühe gemacht hast, dich mit der Herleitung zu beschäftigen. Ja, so, als legte dir einer ein halbfertiges Sudokurätsel vor, mit der Behauptung, dass bis dahin, also vom Anfang her, alles richtig ausgefüllt wurde. Du glaubst es, führst das Rätsel fort, aber am Ende fünf Neunen in einer Reihe. Öhm.
Ich gehe jetzt nachhause. Thies rief gerade an, machte den Vorschlag, gemeinsam zu kochen und dann mit dem Essen auf dem Sofa zu sitzen und einen Film zu gucken.
KR
So 07.04.24 21:35
„Mindestens die Hälfte der Welt muss im Dunkeln bleiben. Das hatten wir besprochen.“ Oder so ähnlich. Ist es gut, das Buch? Hölzern muss nicht schlecht sein, und wie du sagst, das ganze Bild hast du erst hinterher. Dürrenmatt zum Beispiel, hölzern. Wiechert, viele andere, das war halt deren Zeit, wo der Swing in Stellen sich versteckte, von heute aus nicht mehr zu erkennen. Geil trotzdem. Irgendwo rein und hineinlesen, stimmt, abtörn, die Sprache allein fängt einen nicht ein.
-pb
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Di 09.04.24 05:44
Besteht das Leben nicht auch aus einer Aneinanderreihung von Sinnkrisen, die hinterher absolut nötig waren dafür, überhaupt den nächsten Schritt zu machen. Von A (fühlt sich nicht gut an) zu B (schon besser), als würde man in der Sinnkrise grade den nötigen Druck aufbauen? Sozusagen eine Vorahnung der nächsten Veränderung, die da kommen muss und wird. Das Drängen, die innere Unruhe macht einem Schmerzen wie das Alien, das einem demnächst aus der Brust platzen wird, extrem, aber dann kommt die Weiterverwandlung und man kann auf einmal im Kreis die Wände rauf klettern und Gehirne essen.
Gehen wir auf was zu? Kommt noch was (natürlich!)? Müssen / dürfen wir eines Tages sagen, es war Ok wie es war, was es war, je ne regrette rien. Beides?
„Gestaltwandler“ ist hier ein völlig selbstverständliches Wort, zuletzt Sonntag nach Kung Fu Panda 4, die Nachbesprechung auf dem Weg vom Kino zur Eisdiele, jaja schwatz diesdas, die Schurkin TheChamäleon, sie ist eben eine Gestaltwandlerin (meint eben genau das, sie kann jede denkbare Gestalten annehmen), und wir sagen das ganz selbstverständlich. Gestaltwandlerin.
Magst du eigentlich Zelig, den Film? Irgendwie morpht man sich in Gesprächen auch manchmal in irgendjemand anderen rein, adaptiv, sonst könnte man sich den ganzen Scheiss ja gar nicht anhören, wie zum Beispiel deine hillarious Balkonszene mit der Frau, stundenlang irgendwas vor sich hin labernd (es selber nicht merkend). Ich stelle mir vor, ich sitze da, völlig zoned out in Duldungsstarre, receiving ohne dass es mich die Bohne interessiert, während mir schon der Speichelfaden aus dem gelähmten Mundwinkel tropft.
Was mache ich jetzt eigentlich beruflich? Es ist alles so langweilig. Mehr verdienen bräuchte ich schon als Anschub, und nochmal den Apprentice machen habe ich auch keine Lust. Mehr verdienen und ein neues Stück vom inhaltlich grundsätzlich bekannten Kuchen, das wär’s.
Grade will ich mal wieder weg, Retreat irgendwo, paar Tage allein, Yoga & Surf oder Surf & Schlürf, es müsste im Mai passieren weil sonst das Jahr schon wieder voll ist, und ich habe Angst es zu vermasseln, verstreichen zu lassen, es nicht zu machen.
-pb
Mi 10.04.2024 22:00
Krisen: Sie machen mir eigentlich keine Angst? Auf jeden Fall: Die Momente, wo ich in einer Krise stecke und mir vorstelle, irgendeine krasse Entscheidung zu treffen, die sind doch auch sehr lustvoll. Ätzend sind nur die vielen anderen Stunden, wo ich schlicht mißmutig bin, keine Engerie habe, sondern nur die Sorge, dass sich der aufgebaute Druck einfach wieder abbaut und ich in völliger Lethargie ende, für immer verbleibe.
KR
Mi 10.04.24 23:46
Ich werde wieder feiern in 2025, alle zwei Jahre bis keine:r mehr kommt, ich zieh das durch. Natürlich wieder hier auf dem Platz, freu mich schon.
Hab Trainspotting 2 geschaut, hatte ständig das Gefühl, Born Slippy läuft gleich an (hier jetzt im Hintergrund) aber nix, Lust for Life gab es am Schluss, ich mein warum schaut man heute sowas. 96 war ich grade kurz davor, Koks durch Speed zu ersetzen (es ist nicht so psychoaktiv und man muss nicht so oft nachlegen und kann ganz toll lange tanzen, schick mich), und ich erinnere Teil 1 wie diese Drogenfilme halt so sind, abschreckend und rufen doch: Geh drauf! Mach es jetzt! Lebe wild und gefährlich Arthur! Und jetzt, 100 Jahre später, Teil 2, alle sehen noch so lala aus, man erkennt sie und ehrlich gesagt – das hätte viel schlimmer werden können. Hielt sich auf der Kante zwischen Drogen-Glorifizierung und Drogen-Abtörn, Sentiment und einer neuen Geschichte, reflexiv ohne sich am Fettbauch zu kratzen. Hier und da ne Feedbackschleife, das geht OK für mich und die Jungs. Ein Glück Happy End, man hätte es nicht ertragen. Nach neuen Verlockungen dann doch die Läuterung bei allen, keine Verlierer, keine Gewinner, die einzige Frau macht mal wieder das Rennen und darf alleine sauber rauskommen und am Ende hat man Lust, das Buch zu lesen.
Zwei zeitgeistige Modeworte sind mir in letzter Zeit hängen geblieben: Zum einen, Death Cleaning als Ars Vivendi. Aufräumen als wär’s das letzte Mal, nur die wirklich! wichtigen Dinge aufheben, Death Cleaning „as if“. Death Cleaning an sich gab es schon vorher, wenn alte Leute auf einmal anfangen zu räumen und auszusortieren, wie Nestbau bei jungen Familien nur andersrum, irgendwie archaisch und man kann nicht anders. So soll man jetzt also zukunftsorientiert über sich selbst hinaus putzen. Das Andere, jeden Gegenstand zuhause in die Hand nehmen und wenn einen das Anschauen nicht glücklich macht (ein kurzer Glück-Impuls), dann kann der Gegenstand weg und sollte den Weg in den Müll finden. Von beidem bin ich meilenweit entfernt, war aber inspirierend. Bald kommt einer und streicht unsere hinteren Räume, Bad und so (den Flur und die vorderen Zimmer haben wir selber) und dann müssen wir wieder umpflügen (und hoffentlich viel loswerden), weil wer will schon dass bei ihm um die Schränke drumherum gestrichen wird weil man sie nicht bewegen kann, so voller Zeug. Bewegung.
Eine hat ein Buch geschrieben, „Toxische Weiblichkeit“ und ich denke na endlich, Bücher, die Frauen selber schreiben müssen, hab in taz online ein Interview mit ihr gelesen, das war etwas zerfahren, trotzdem würde ich das Buch gern lesen, sie scheint auch sonst ganz gute Sachen gemacht zu haben, leider sind mir 22 für ein neues Buch viel zu teuer und ich warte bis es in ein paar Jahren gebraucht zu haben ist.
-pb
Sa 13.04.24 07:26
Wochenende und meine To-Do-Liste ist so lang, z.B. Winterreifen gegen Sommerreifen tauschen, gähn. Zweimal im Jahr dieses Geraffel, es nervt nur noch, der Sportanteil ist minimal, nicht mal darin ein Benefit. Einer in unserer Blase nannte das liebevoll „mal zwei Männerstunden“, wo man also vorsätzlich so geschlechterstereotype Sachen macht. Hab’s nicht gleich kapiert weil ich das ganz unreflektiert schon immer selber gemacht habe, aber eifrig genickt weil es auch ein bisschen asozial wirken könnte, es selber zu machen, als könne man sich nicht leisten, wie die anderen kurz in die Werkstatt zu fahren (aber den Termin musst du ein Jahr vorher machen, am besten mit kerndeutschem Reifenwechsel-Ewigkeitsabo), und das wollte ich natürlich nicht. Da nehme ich lieber die Ausrede Männerzeugs, wobei es Sachen gibt wo ich nie im Leben auf die Idee käme, die outzusourcen, z.B. einen Elektriker rufen, überhaupt alles über Putz, Fenster reinigen, vor ein paar Wochen habe ich uns selber ein Sicherheitsschloss eingebaut (na gut, beim nächsten Mal sieht das Ergebnis bestimmt auch gut aus) und das hat uns locker 500 gespart weil der Einbau von Sicherheitsgefühl eben kostet. Was will ich noch am Wochenende machen, ach ja Einkaufen, den Zettel- und Briefehaufen minimieren, Sonntag um 11 zum Fatburn, heute Nachmittag ist ein kleiner Chakren-und-Schall Workshop, vielleicht gehe ich da hin.
Plane jetzt mein Retreat, eine knappe Woche Auszeit von allem, die einfache Variante wäre wieder Portugal, schon cool, Fun Sonne Wasser. Die andere wäre eine Woche in der community meines Ashrams, Meditation und so in Schweden. Beides völlig budget, nach Schweden könnte ich sogar mit dem Auto fahren. Was mache ich.
-pb
Mi 17.04.2024 22:45
Die taz hat heute ihren 45. Geburtstag und feierte ihn mit dem Themenschwerpunkt ‚Midlife-Crisis‘. Alle möglichen Artikel zum Thema in der Ausgabe. Jetzt weiß ich, dass auch Gorillas in der Mitte ihres Lebens eine Phase der Unzufriedenheit haben. Toll, dachte ich mir. Muss ich mir keine Gedanken mehr machen. Und kam mir so putzig vor, wie man die Gorillas im Zoo putzig findet, wenn sie menschliche Züge aufweisen.
KR
Do 18.04.24 06:11
Kleine Eskapismen heben die Laune. Das Retreat ist schon angezahlt und wenn ich jetzt noch den Urlaub bewilligt und ein Einzelzimmer kriege …
-pb
So 21.04.24 07:34
Drei Termine mit der Kranken in einer Woche. Nichtmal drei ganze Tage, nicht eine Woche jeden Tag oder auch nur in einer Woche drei Tage, nein, nur drei einzelne Termine in einer Woche und das hat mir schon gereicht. Erstmal ihr „Infotreffen“, wo sie einen mit wichtigen (nun ja) Infos beglückt. Ich musste 90 Minuten diesem, fachlich gesehen, Quark zuhören und eine einstündige, selbstgebastelte Präsentation ertragen von einem repräsentativen Termin wo sie war. Sie geht zu Terminen. Toll. Arbeitsrelevante Inhalte? Fehlanzeige. Wie zufällig hatte ich eine Verbindungsstörung und musste die Laptopkamera ausmachen. Dann noch eine AG, zu der sie gelegentlich kommt damit sie später nach oben leichter so tun kann als sei es ihre Arbeit gewesen. Also sie selber (als hätte das nicht gereicht) in Kombination mit den beiden Kolleginnen, von denen eine immer schon vorauseilend das eifrige Nicken beginnt und die Dritte mit eingefrorenem Gesicht die Klappe hält? Meine Nerven. Danke aber nein danke, ich fiel leider aus. Natürlich gab es, kaum war ich mal nicht da, gleich kleinere Änderungen im Plan. Der dritte Termin war bei uns im Büro, ein relatives Heimspiel, drei von fünf Leuten hassen sie, eine ist ambivalent mit leichtem Hass-Überhang und die Fünfte (ich-bete-dich-lieber-an-dafür-vernichtest-du-mich-nicht-ja?) sagt um ihrer eigenen Sicherheit willen lieber gar nichts.
Beim letzten Teamtag, da wollte sie auch ausdrücklich keine Ergebnisse, die praktische Auswirkungen auf unsere Arbeit haben könnten, und hat im Hintergrund auf die Moderatorin eingewirkt. Wir sollten uns lieber als Team „spüren“ und „miteinander“ und „fühlen“ und da kriegt man schon gerollte Socken, weil natürlich verdeckt so ein Sprech immer irgendwas. Angst und Kontrolle, auch funktionales Borderline ist die Hölle (für die Anderen, sie selber merkt es ja nicht).
-pb
So 21.04.24 09:37
Ich habe einen komischen Spleen, ich will immer keine Kleindung verschwenden. Unnötig wechseln also. Hosen trage ich sowieso meistens bis ich sie im Stehen rieche, Hemden, Unterhemden – täglicher Geruchstest mit großer Toleranz. Kleinere Flecken? Geht doch noch. Wisch, schmier. Alleine Socken und Unterhosen werden täglich gewechselt. Eigentlich. Jetzt will ich nämlich grade zum Sport und bin verzweifelt auf der Suche nach getragenen Socken, weil ich nicht ungetragene, frische eigens dafür VERSCHWENDEN will, sie NUR EINE STUNDE beim Sport zu tragen. Kann man doch die von gestern nochmal nehmen, die sowieso schon in der Wäsche sind. Riecht ja keiner. Leider ist der to-wash-Kleidersack leer, ich bin also GEZWUNGEN, frische zu nehmen. Unterhosen: genauso. Frische Unterhose nur für 1x Sport? Such such, eine von gestern. Ist aber keine da weil gestern früh gewaschen wurde und ich den ganzen Tag im Schlafanzug rumlief. In den 3er Packs Unterhosen die ich normaliter kaufe ist ja immer eine mit drin, deren Farbe ich nicht ganz so toll finde. Dann nehme ich eben die. Kleineres Übel.
Mp3 ist auch so eine Sache. Wenn im Auto wieder mal der Mp3 Spieler weitergelaufen ist, trotzdem die Anlage aus war, dann kriege ich die Krise, physische Schmerzen. Bei mir läuft das getrennt, der alte Player hängt am Kabel, ich möchte nicht meine ganze Musik in jeder Minute auf dem Handy bei mir haben, und sowas wie Spotify kommt mir nicht unter, und damit besteht natürlich auch das Risiko, dass der Player weiterläuft auch wenn das Auto aus ist. Beim Aussteigen besteht jedes Mal die Gefahr von Mp3-Verschwendung! Wenn ich es dann hinterher merke – es schmerzt so, die armen, schönen Lieder, sinnlos verpufft, ungehört.
-pb
Fr 26.04.24 07:46
Was ist das für ein Shit, wo Leute immer spitze Ohren haben für irgendwas, was bei Anderen vermeintlich schief läuft, was es an Krankheiten hat oder sonstwie negativ zu bemerken ist. Und nur das wird dann weitererzählt. Ich kenne das von meiner Mutter, Tanten, der Schwester, bei den Männern ist es nicht ganz so ausgeprägt, das ist ganz übel, und irgendwann hört man auf, etwa zu sagen. Ich habe heute Verspannungen am Rücken?Einige Monate später hörst du, dass du „immer“ was mit dem Rücken hast, was richtig schlimmes, bist quasi ein allen zur Last fallender Pflegefall. Es wird also nur negativ, stigmatisierend, kränklich berichtet. Der und der hat ja auch was, die Pferde sind wieder teuer dieses Jahr, muss zum Arzt wegen DER MEDIKAMENTE. Was ist das für ein Shit.
In letzter Zeit erlebe ich verstärkt ein Zusammen- und Gegeneinanderspiel von Lebens- und Todeskräften. Bejahend, prospering auf der einen, zerstörerisch, suizidal auf der anderen. Welche Seite wohl den Ringkampf gewinnt. Liegt die Lösung in einer friedlichen Koexistenz mit leichtem Überhang auf der lebensbejahenden, weil es gibt das eine nicht ohne das andere. Die, die du fütterst. Muah.
-pb
Sa 27.04.24 21:16
Das Herz der Finsternis hat einen komischen Humor, meinte Z. zu seiner Frau, als diese ihn für gemein und zynisch erklärte, weil er seinem Freund N. „sie sieht sehr nett aus“ geschrieben hatte, nachdem dieser ihm ein sonniges Gruppenbild (N., die geliebte Tochter, die verhasste Ex, alle zusammen fröhlich auf dem Kinderflohmarkt hinter dem Tisch voller altem Spielzeug, gemeint war natürlich die verhasste Ex) geschickt hatte. Das ist überhaupt nicht gemein, ging es weiter, du solltest mal SEINEN Humor (Zeige- und Mittelfinger machen um Humor herum die Haken in der Luft) mitkriegen, und dass N. ihm normalerweise Bilder seiner Kurzstrecken schicken würde, die er über seine zahllosen Dating- und Bumsapps aufgabelt. Gerne nackt im Bad oder im Bett. Wer lässt sich denn in solchen Situationen fotografieren, fragt sich Z. dann meistens. Und erst recht, wer fotografiert in solchen Situationen, lügt bestimmt noch was von „Andenken“ und schickt dann weiter. Ist denn gar kein privater Moment mehr privat, ist einfach schon alles egal? Dass sich eine verlorene Seele wie N. über eine sarkastische Bemerkung aufregen würde, unwahrscheinlich. Eher wärmt der kleine Stich sein kaltes Herz, er fühlt etwas, und ist im Nachhinein dankbar für die kurze Nähe im Schmerz. Z. und N. schicken sich die ekligsten Memes, sind sich da ganz einig, dass sowieso alle ausnahmslos doomed sind, keine Hoffnung nirgends. In diesem Meer der Zerstörung und des Untergangs sind sie natürlich hoffnungslose Romantiker, in Helferberufen, wie sollte man auch anders am Leben bleiben. Wenn Z. grade down und hungrig ist, dann lässt er sich von N. beraten, welche App die richtige für ihn wäre (es gibt ja immer neue). Geladen hat er noch nie eine. Andersrum schickt N. ihm manchmal vorher die Profilbilder und fragt, Daumen hoch oder runter? Und ob er sich dran hält, wenn die Reaktion mal wieder JUST DON’T ist, interessiert irgendwie keinen so richtig.
Nachdem noch letzte Woche bei der Arbeit die Heizung ausgefallen war, draußen kalte trübe Tunke und die Innentemperatur bei 15 Grad, ist heute wieder die Sonne frei über uns und gleich rennen alle wieder rum da draußen und die ganze Stadt zieht blank. Hatte keinen Grund rauszugehen, außer kurz zum Kaufland für’s Wochenende, ein Glück, der Show-off wäre auch zu hart gewesen gewesen für mich. Morgen um Elf wieder zum Fatburn und da bin ich dann gerne auch ein Stück vom Kuchen. Der Bauch ist fest, die Brust ist stolz und wir marschieren. Klar. Letztes Mal, und das passiert wirklich selten, habe ich eine gesehen, eigentlich nur ihre Rückseite, die wollte ich unbedingt kennenlernen nur wegen ihres Hinterns. Gottes Geschenk an die Menschheit, perfekt gelebte 100% Idealgene. Surreal, außerirdisch haute die real-wirkliche Realität ungefiltert rein.
-pb
Di 30.04.24 15:34
Jetzt gehen mir natürlich selber ordentlich die Muffen, weil ich endgültig Fakten schaffen muss. Vielleicht spielt man in einer Band zusammen mit anderen, weil geteiltes Leid halbes Leid ist, und geht lieber gemeinsam auf die Bühne und ins Studio zum Fakten schaffen. Dann ist man nicht so alleine.
Ich bin krank, Halsschmerzen, Erkältungssymptome seit Montag aber ich ging weiter zur Arbeit, so ist es eben, was soll ich machen, die ganzen Termine, die ganzen Menschen. Helfersyndrom, kennst das ja. Morgen früh zum Arzt, mal sehen was kommt.
Gestern waren Ole und ich auf Konzert, eine von „unseren“ Bands, aus unserem Künstlerhaus, von früher, vor der Gentrifizierung, vielleicht die letzte. Einige Einzelne machen noch weiter, Projekte, Künstler, diesdas, aber Bands? Die hier haben einfach weitergemacht, und jetzt die Kantine Berghain einigermaßen ausverkauft, das ist toll weil sie sind solche nicht geschäftstüchtigen Hippies und machen scheppernden, dengelnden Hippiekram, ausschließlich akustische Instrumente und was man so findet an Geräusche machenden Gegenständen. Trotzdem die Musik mich lähmte als würde ich auf der Landstraße in Norwegen hinter einem LKW her zuckeln, nie zwei km/h über 80 und nie zwei drunter und wegen der Unübersichtlichkeit der Straßen kein Vorbeikommen, ich liebe sie. Ole und ich natürlich auf Freundesliste und alleine das tat irgendwie gut, Hey hier, huggytime da. Die Zeit wo ich abends ohne Gästeliste mein Bett nicht verlassen hätte, the days my friend. Wobei natürlich weder Ole noch ich uns einbilden, was anderes zu sein als der Tropfen im Ozean. Aber alleine, zwischendurch kurz mal wieder im vertrauten Wasser baden, das possierliche Tierchen in seiner natürlichen Umgebung, nichts spricht dagegen.
Gleich ist bei uns zuhause im Garten Hausgrillen, eingeläutet von der Netten unter uns. Die Welt wird einzig am Laufen gehalten von Leuten die sich kümmern, zusammenhalten, tun und machen, take care, give care.
-pb
Di 30.04.2024 20:53
Ich fühle mich mal so frei, nicht über Claus sondern über Kartoffelsuppe zu schreiben, die einen mysteriösen Topfmangel in meinem Haushalt verursacht:
Seit Jahren koche ich für Lollo diese eine spezielle Suppe. Das Ursprungsrezept stammt von Tamara, der Köchin aus seiner damaligen Krabbelgruppe. Es besteht aus nicht viel mehr als roten Linsen und, ja, Kartoffeln. Es war Lollos Lieblingsessen in der Krabbelgruppe. Er aß zu dem Zeitpunkt aber eigentlich noch alles. Seine Abwehr gegen vor allem Gemüse, oder seine Vorliebe für ausschließlich stärkehaltige Lebensmittel, tauchte erst auf, als er in den Kindergarten kam. Jedes Verständnis dafür, den Energiebedarf sicherheitshalber nur über Stärkeprodukte abzudecken, wenn einem Gemüse nur verkocht und mit mehligen Soßen angeboten wird. Aber leider waren da im Kindergarten auch Kartoffeln, Reis und Nudeln wohl hin und wieder verunreinigt durch beige-farbene Saucen, totgekochte Karotten und Blumenkohl, so dass Lollo an solchen Tagen hungrig nachhause kam und ich ihm noch was Warmes kochen musste.
Mit Gemüse konnte ich ihm nicht mehr kommen. Und wenn ich Sauce an Nudeln machte, aß er sie nicht. Er wollte nur noch Stärkeprodukte in Reinform. Also sagte ich ihm eines Tages: Mir gehen langsam die Ideen aus – aber ich denke, du musst doch auch mal was anderes essen als Kartoffeln und Reis mit nichts. Was hast du denn am liebsten in der Krabbelgruppe gegessen? fragte ich ihn, in fast schon kompletter Verzweiflung. Tamaras Kartoffelsuppe, war seine Antwort. Ich kochte sie ihm und er aß sie. Er wusste nicht, dass die Grundlage der Suppe aus Linsen besteht und auch eine Zwiebel darin vorkommt, denn alles darin schön durchpüriert. Nur nicht die beigefügten gekochten Kartoffeln. Von denen durften erkennbare Stücke vorkommen, so wie er es kannte, von Tamaras Suppe. Im Laufe der Jahre, in denen sich an seinem Essverhalten nichts geändert hat, habe ich die Zutatenliste erweitert.
Zum jetzigen Zeitpunkt befinden sich in der Suppe neben den Linsen, Kartoffeln und der Zwiebel auch Karotten, Sellerie, Petersilienwurzel, Pastinake, Tomate und viele Gewürze. Die eher gräuliche Kartoffelsuppe auf Linsenbasis hat sich zu einer rosafarbenen Gemüsesuppe mit grünen Einsprenkelungen entwickelt.
Ich koche sie einmal pro Woche. Es ist das gesündeste Essen, das Lollo bekommt. Seit ungefähr drei Jahren lässt er sich auch darauf ein, zwei Tage hintereinander davon zu essen. Ich bereite also eine größere Menge zu.
Nicht ganz unabhängig davon ist folgendes Phänomen: Es verbleibt doch immer ein Rest übrig und ich lasse ihn aus mir völlig unverständlichen Gründen regelmäßig verschimmeln. Andere Essensreste entsorge ich seit Jahren rechtzeitig, denn ich habe ja eine Schimmelphobie und kann Töpfe, in denen Schimmel passiert, wirklich nicht säubern. Durch diese Kartoffelsuppe bin ich aber in mein altes Muster zurückgefallen und musste nun schon so viele Töpfe wegschmeissen. Nebenbei: natürlich gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Topfpreis und Entsorgungszeitpunkt. Edelstahltöpfe wohnen noch eine zeitlang unterm Küchentisch oder in einer Flurecke und wandern erst in den Container, wenn sich Besuch ankündigt.
Aber dies Mal passiert mir das nicht! denke ich, wann immer ich diese Suppe koche. Es passiert aber doch. Und daraus entsteht ein Topfmangel, den sich mein Umfeld überhaupt nicht erklären kann. Auch werde ich gefragt, wie es denn möglich sei, mit nur zwei Töpfen zu kochen, oder ein Mehrgängemenü sogar mit nur einem Topf. Dass es zwischendurch auch immer mal mehr Töpfe gibt, nämlich weil ich von meinem Topfmangel erzähle und dann prompt welche geschenkt bekomme – die aber auch immer wieder vernichte – das weiß ja keiner.
Das wusste auch Claus nicht, der mir dann letztes Jahr aus Mitleid zu Weihnachten ein Topfset geschenkt hat. Acht echt tolle Töpfe, aus Edelstahl, mit Deckeln. Bis auf eine kleine Sauciere habe ich das komplette Set nun auch schon durchgebracht. Wenn man bedenkt, dass zwischen Weihnachten und Ende April vier Monate liegen und ich diese Suppe ein Mal pro Woche koche, dann liegt mein Wegwerfschnitt in den letzten vier Monaten aber nur bei 50%. Also nicht bei 100. Rechne es aus, wenn du magst.
Heute schrieb mir meine Nachbarin (die, die nun woanders hinzieht): Ich hab einen Wok und will den nicht mitnehmen. Willst du ihn haben? Ja gerne, schrieb ich ihr zurück. Ich koch auch keine Kartoffelsuppe dadrin, schrieb ich noch dazu. Hat sie nicht kapiert, klar. Der Wok stand vorhin vor meiner Tür.
KR