Januar 2024
Januar 2024
Di 02.01.2024 19:37
Viel Spaß an der Ostsee!
Ich war heute den ganzen Tag bei meiner Mutter. Sie hat Schwindel, kann nur auf einem Stuhl sitzen und nach vorne gucken.
Steffen schrieb heute: Jeden Morgen um 6 landen die Tucans auf meinem Dach, macht aber nichts, denn da bin ich eh schon wach, weil ich jeden Abend um 10 einschlafe und durchschlafe bis 6.
Fotos von seinem Frühstück: Teller voll mit exotischem Obst – kostet umgerechnet nur 2 Euro, schrieb er dazu. Fotos vom Strand. Fotos von ihm in der Hängematte. Ich schreib ihm nur immer Guten Morgen.
Zwei Mal war ich schon kurz davor ihm zu schreiben, dass ich doch lieber keine Nachrichten und Fotos von ihm bekommen möchte. Sind aber immer nur kurze Anfälle von Neid, die auftauchen, wenn ich mir allzu plastisch den Unterschied zwischen seinen und meinen Tagen klarmache. Immerhin meinte er gestern am Telefon: Ach, wäre ja schön, wenn du auch hier wärst, vielleicht ja mal nächstes Jahr. Thailand… Als meine Mutter so alt war wie ich jetzt, war sie auch mal in Thailand. War kurz nach dem Tod meines Vaters.
Ich geh jetzt nachhause. Aus diesem Tag ist nichts mehr rauszuholen.
KR
Mi 03.01.2024 17:36
Hat gut geklappt alles heute mit den Arztbesuchen. Ist mir zwar jetzt nicht genau klar, was die Diagnose ist, aber meiner Mutter ging es heute wesentlich besser als gestern. Konnte ich dann heute Nachmittag nachhause gehen, ohne mir Sorgen zu machen.
So spaßig das auch alles war an Silvester – aber ich fühl mich heute, drei Tage später, immer noch nicht auf dem Fitnesslevel von vorher.
Wo genau seid ihr denn an der Ostsee?
KR
Fr 05.01.2024 20:18
Wirst du auch immer so ungeduldig, wenn Leute nicht auf den Punkt kommen? Oder wenn du denkst, schon genau zu wissen, was sie als Nächstes sagen werden? Ich fühl mich in diesen Fällen, als würde ich einen Podcast hören, der keine gute Vorspulfunktion hat (du schriebst darüber).
Manchmal sage den langsamen Erzähler*innen: Kannst du das bitte abkürzen und auf den Punkt kommen. Was nicht nett ist, eindeutig besser aber, als Sätze für Leute zu beenden. Letzteres kommt wirklich nicht gut an. Ersteres wird mir selten krummgenommen. Ich sage das aber auch nur, wenn ich wirklich wissen will, was jemand zu erzählen hat. Und ja, manchmal scheinen Leute regelrecht erleichtert, wenn sie zum Abkürzen aufgefordert werden.
Neulich hörte ich mal wieder einen Podcast auf ZON (eine Folge von ‚Ist das normal?‘). Die Themen und eingeladenen Gesprächspartner*innen finde ich oft interessant. Nur leider spricht die eine Hostin sehr langsam, dazu noch mit einer Märchenstimme. Ich kriege davon immer Restless Legs. Aber zum Glück gibt es die Funktion des schnelleren Abspielens, ich wähle 1,5. Damit hat die Hostin dann eine Sprechgeschwindigkeit die ich aushalten kann. Nur leider geraten die anderen dann in einen Mickey Mouse Modus – für mich aber immer noch besser, als ständig meine Beine ausschütteln und mich überall kratzen zu müssen. Und zu der Märchenstimme: den Begriff benutzte mal eine eingeladene Gästin dieses Podcasts, eine Paartherapeutin. Sie sprach in dem Podcast ganz normal, meinte aber, dass ihr in Gesprächen mit Klienten die Märchenstimme gute Dienste leisten würde. Einmal, um ihre Gegenüber zu beruhigen, aber vor allem, um selbst die nötige Distanz einnehmen zu können.
Ich kann zwar verstehen, dass die Märchenstimme oder einfach eine gewisse Langsamkeit und Superruhe in der Stimme vielleicht das Mittel der Wahl ist, um eine nötige Distanz zu erschaffen, aber ich verlöre sofort jeden Respekt.
KR
Fr 05.01.2024 21:09
Ich freu mich dass es deiner Mutter besser geht. Vorgeschmack, naja. Irgendwie bin ich auch erleichtert, dass die Alten nun tot sind, wobei mein Vater schon über 40 Jahre tot ist, also die Mutter und der Stiefvater. Die letzten Jahre /Jahrzehnte hab ich überwiegend aus der Ferne gesehen, das hat gereicht und ich wäre nicht dichter rangegangen. Danke für gar nichts ihr Luschen, so krass und wenn man früh nicht GANZ viel gekriegt hat, dann fragt man sich, was man denn später, wenn die Alten alt sind, an sie „zurück geben“ soll. Generationenvertrag? Ja klar gerne, aber wird auch abgerechnet in dem Vertrag? Wo wart ihr denn, als die Welt euch am dringendsten gebraucht hat? Wenn man selber Kinder hat, dann gibt man an die Kinder, was man selber bekommen hat, von jemand anderem, bestenfalls von den eigenen Eltern. Und dann nochmal geben, an die Alten? Das ist dann 2x geben, 1x gekriegt haben, oder eben nicht gekriegt haben. Ich werde mich später freuen, wenn meine Kinder mich besuchen kommen, aber eine/n nah behalten, mit subtilen Erpressungen für Unselbstständigkeit sorgen, damit ersie im Alter für mich da ist? Nur über meine Leiche. Schön für mich wär’s, ich weiss sie leben ihr Leben und sind frei und glücklich. Der häufigste Grund für die Nähesuche der Jüngeren dürfte das Erbe sein, Geld hat so seinen Magnetismus, das fällt bei Einzelkindern flach, aber oft genug hat doch derdiejenige den Vorteil, der schön dicht bei Mutti und Papi bleibt. Spricht natürlich keine/r aus. Alles nur aus Liebe, versteht sich.
Liebäugele mit Alterssuizid, wie viele andere vor mir vermutlich, die es dann auch nicht gemacht haben. Meine Lieblingsvorstellung ist ans Meer fahren und rausschwimmen bis ich irgendwann weit draußen erschöpft untergehe. Und wenn ich es mir dann anders überlege und doch zum Strand zurückmache … dann war es wohl noch nicht soweit. Für sowas sollte man in Badehose an den Strand gehen, dann dauert es länger bis jemand suchen kommt. Wenn da Klamotten herrenlos rumliegen, dann kommt am ende noch wer auf Gedanken.
Ostsee – Kolberg /Kolobrzg oder so, auf google maps werden ehemalige deutsche Ortsnamen verwendet, als wäre nichts gewesen. Als Sehenswürdigkeit in der Nähe wird „Strandhaus von Eva Braun“ empfohlen. Seriously? Aber worüber wundere ich mich eigentlich. Und ein Weltkriegsmuseum gibt es, Panzer, U-Boote, natürlich um der technischen Faszination willen. Unweit liegen auch die Reste eines KZ, und ein Freizeitpark. Fahrvergnügen „smoky“, buchbar als one way ticket? Komische Gegend. Das Wetter war geil, grau in grau und Sturm mit winzigen Hagelkörnern, man hat es nicht lange am Strand ausgehalten. Wann zieh ich mir schonmal die Kapuze mit der Kordel zu bis nur noch eine Winzigkeit offen bleibt? Wir hatten vorausschauend gebucht, off-season sind die Preise im Keller. Mega Touristenbunker, Balkon Seeseite, Appartement mit 1 Wohnraum plus 2 Schlafzimmern, passt für fünf Leute um weit genug auseinander bleiben zu können (was z.B. in der Jugendherberge gar nicht gehen würde, die ich auch sehr liebe), Schwimmbad, Sauna und Fitnessbereich inklusive, und damit hatten wir die perfekten Zeitvertreibe für das Mistwetter, 200 Meter in Badehose durch die Hotelflure et voilà. Balkon zum Rauchen auch da, ain’t nobody loves me better. War also schön. Einmal zum Pirogi essen in die Stadt (ich Schnitzel), einmal zum örtlichen kik um noch ne Sporthose zu kaufen, das war’s auch schon an Exkursionen. Vor paar Jahren waren wir schonmal in so einer Bettenburg, im Winter ist das immer geil, kaum Leute da.
Leander war ja auch mit, tout sweet, das erste Mal seit Jahren dass wir zu fünft ein paar Tage zusammen hatten. Er ist ein Katalysator für die ganze Stimmung, alles wird ganz ruhig wenn er dabei ist, als ob die Herde dann etwas mehr natürliche Ordnung hat. Abends immer gespielt, so Krimi- und Rätselspiele wo wir im Team zusammen knobeln müssen. Außer Karo, die hat Schlümpfe geguckt und das war ihr auch ganz recht.
Er hatte am zweiten Abend eine Doku auf einem der beiden riesigen Flachbildschirme angemacht, einer der vielen vorinstallierten Streamingdienste, für sich und Mats, ich bekam drei Extraeinladungen, „vielleicht catcht es dich ja noch“ (hat es). Wollte eigentlich grade Gute Nacht sagen, in deren Zimmer auf dem Doppelbett schauten wir dann 90 Minuten zu Marc-André Leclerc, einem extremen solo-ohne-seil-Bergsteiger, der, Mitte 20 und während die Doku noch in der Mache war, leider von einer Lawine getötet wurde, vorher aber kometenhaft und ohne sich selber ums Marketing zu kümmern (sprich, er hat sich eigentlich kaum dokumentiert) aus dem Nichts diverse Rekorde eingestellt hatte. Völlig besessen, völlig gechillt. Sein Ding waren Touren, die ein Mix aus Eis, Schnee und Felsen sind, wo man also alles können muss, mit kaum Hilfsmittel dabei. Dank Drohnentechnik können sich diese Leute heute aber begleiten lassen, als würde man selber daneben klettern. Auf die Art kriegen die vermutlich Sponsoren, die den extrem weltenbummlerischen Lifestyle finanzieren (ziemlich oft waren seine Schuhe zu sehen und einen tollen Helm hatte er auch). Vgl. zum Klettern auch die tolle Doku „Free Solo“ mit Alex Honnold, der stirbt zum Glück nicht. Über Alex Honnold wie über Marc-André war jeweils von ihren Müttern zu hören, dass sie vorher eigentlich ziemlich sozialbehindert /autistisch /adhs waren, über weite Strecken wirkten sie ziemlich lebensuntauglich. Was soll man machen, außer den Kindern ihre Leidenschaft zu fördern? Leclerc wie Honnold schilderte sich beim Freiklettern als absolut fokussiert, nur er und der Moment, pures Leben. Overkill statt eines Lebens als dissoziales Topfgemüse? Better burn than fade away, klar, aber gleich in totaler Todesnähe?
Es war so inspirierend. Mein reizarmes, verkümmertes Leben des mümmelnden Stallkaninchens zog an mir vorbei. Ich war bereit, alles loszulassen für diesen einen Moment. Ich will bei Scheisswetter in kurzen Hosen durch den Wald laufen, mir nachts den Arsch abfrieren und einfach verglühen.
Zusammen schauten wir nachmittags auch Youtube-Videos seines Volleyballteams, Matches in kleiner Halle, Freundinnen und Freunde machten auf der Empore einen kleinen Fanclub, sein Name aus Buchstabenschildern und wenn sie die Schilder umdrehten stand da der Name seines Mitbewohners und besten Freundes (spielt auch im Team). Manchmal wurde bei einzelnen Buchstaben das Umdrehen verdödelt, das war dann nochmal extra charmant.
-pb
Fr 05.01.2024 22:38
Jetzt schau ich weiter Peaky Blinders, das ist so langweilig (spannungsarm mag ich grade), der Charme einer BBC-Vorabendserie. Nix Masters of Suspense, alle sehen cool aus und sind cool, man mag man sie gleich wie Robert de Niro, Al Pacino und Joe Pesci. Die Handlung ist immer so vorhersagbar wie sie dann eintritt – Birmingham die Jahre 1918 ff., die sieben Leben des Tommy Shelby, einem übersympathischen Eisaugen-Typie (das Schicksal hat ihn hart gemacht) und seiner Familie. Eigentlich sind sie Gypsies, man lernt dass auch Charlie Chaplin einer war (wie z.B. Tiger Woods kein Schwarzer ist sondern mindestens zur Hälfte Vietnamese, oder Jimmy Hendrix Halbindianer, entschuldigen Sie bitte die veralteten Bezeichnungen, und nach ihrem Erfolg sollen sie alle nur noch Amerikaner sein). Underdog-Geschichten sind immer schön, wer fühlt das nicht, und alle aufkommenden Gegner sind furzkomische Knallchargen, was die Spannung nicht grade fördert, man weiss schon, solche Flitzpiepen können nie gewinnen gegen die Coolen. Ausnahme Tom Hardy das alte Triefauge, er spielt den jüdischen Boss der Londoner jüdischen Mafia – hier wäre eine allzu lächerliche Piepe vermutlich als antisemitisch gewertet worden (die schlimmen Italiener haben da nicht so ein Glück, ihr Chef gibt in einer anderen Serie einen überkandidelten, in der Hölle wohnenden Hitler, was soll da schon kommen). Gekrönt wird das Besetzung-nimmt-die-Handlung-vorweg von Sam Neill als krankem Oberbullen, der dem Clan das Handwerk legen will. Das haut natürlich voll daneben, Sam Neill ist mit jeder Faser so dermaßen mainstream und family guy, dass die Augen tränen vor kognitiver Dissonanz. Gutherziger Mann, von dem man weiss, er wird verlieren wird, labert bescheuertes Zeug, was soll das, und jetzt quält er die Sexarbeiterin mit brutalem Analverkehr?
-pb
So 07.01.2024 20:33
Bin gerade im Atelier. Kam eigentlich nur her, um das Fenster zu schließen, damit es hier morgen früh nicht so kalt ist. Aber gut, nehm ich nochmal Platz.
Heute Mittag habe ich mich mit Klaus getroffen, in meinem Stammrestaurant. Wir haben meine Aufgaben für die kommenden vier Tage (wo er weg ist) besprochen.
Nach zwei Stunden habe ich Hunger bekommen. Ich habe mir eine Minestrone bestellt und gleich angefügt, dass ich die selber bezahle, obwohl Klaus eigentlich angekündigt hatte mich einzuladen.
Ich hab auch voll Hunger, meinte er und guckte in die Karte. 14,80 für eine Pizza? Und 8 Euro für die Minestrone?! Das ist aber extrem teuer. Da mach ich nicht mit. Also nee, ich lass mich doch nicht verarschen.
Gut, hat er sich nichts bestellt, aber meine drei dicken Scheiben Brot aufgegessen, schön in das gute Olivenöl eingetunkt.
Die produzieren das Öl und das Getreide selber, erzählte ich ihm. In Italien, auf einem Grundstück, das der Großvater vor 30 Jahren erworben hat, von den Ersparnissen, die er durch seine Arbeit bei Conti aufbauen konnte. Ist lecker das Brot und das Öl, nicht wahr? Und guck dir mal die Minestrone an: so viel unterschiedliches, frisches Gemüse. Das kriegt man zuhause nicht hin für den Preis.
8 Euro würde ich aber trotzdem nicht für eine Suppe ausgeben, meinte Klaus dann nochmal. Und schon gar nicht 17 Euro für eine Pizza, plapperte er weiter.
17? Sie kostet 14,90.
Ist doch egal, meinte er.
Und welchen Preis fändest du angemessen? fragte ich etwas pedantisch nach.
8, höchstens, fand er.
Aber die Pizza bei Da Toni, die du immer isst, kostet doch 9, und auch nur beim Mittagstisch unter der Woche – und die nehmen Gouda und Pressschinken als Belag.
Ach lass mich doch, ich darf ja wohl noch meine eigene Meinung haben, meinte er dann und schien richtig sauer.
Ach schön, Ehepaarverhalten mit wem anderes als dem (Intim-) Partner.
Thies ist gestern aus seinem von den Eltern seiner Freundin gesponsortem Skiurlaub zurückgekommen. Er war viel früher zuhause als ich angenommen hatte und ich war noch im Atelier. Rief er an und fragte: Wo bist du denn? Kommst du nachhause?
Ich hatte irgendwie keine Lust. Aber hatte schon Lust, mich mit ihm zu unterhalten. Haben wir dann drei Stunden miteinander telefoniert. Geht dir das manchmal auch so, hab ich ihn nach ungefähr zwei Stunden gefragt, dass es dich ablenkt, wenn du jemandem direkt gegenüber sitzt, du besser reden kannst, intensiver, am Telefon? Weil du dich dann besser auf den Inhalt konzentrieren kannst? Er hat mir zugestimmt.
Ich hatte ihm übrigens drei Bücher mit auf seine Reise gegeben. Er hatte mich darum gebeten. Auf der Skihütte gab es keinen Strom und er liest sowieso ganz gerne. Allerdings meist nur Sachbücher. Was möchstest du denn haben, hatte ich ihn gefragt. Such du aus, hatte er geantwortet. Ich hatte ihm dann Coming of Age Klassiker mitgegeben: Der Fänger im Roggen, Verwirrungen des Zöglings Törleß und (nicht wirklich aber doch schon doch Coming of Age) Aufzeichnungen aus dem Kellerloch. Die drei Autoren waren ihm unbekannt. Gelesen, durchgelesen, hat er dann Dostojewski. Und fragte mich gestern am Telefon gleich, ob ich noch mehr Bücher von dem hätte. Klaro, alle, insklusive der Kurzgeschichten, Tagebücher und Briefwechsel.
Lollo hat mich mal gefragt, warum ich so viele Bücher horte. Warum hebst du die auf? Man könne den Platz doch auch anders nutzen. Schob allerdings gleich ein, das er selbst manche Bücher durchaus zwei oder sogar drei Mal lesen würde. Ich meinte dann: Also wenn die Bücher weg wären, das wäre natürlich gar nicht schlimm. Allerdings doch schön, wenn sie noch da sind. Einfach auch, weil man dann ans Regal gehen kann und ein Buch für jemanden auswählen und es ihm*ihr geben, weil man denkt, dass das (Buch) gerade passend ist. Außerdem würde ich bereits durchgelesen Bücher oft nochmal in die Hand nehmen und ein, zwei Seiten daraus lesen. Es gibt mir eine Sicherheit, meinte ich zu ihm, denn in vielen Büchern stünden so gute Gedanken, dass es schade wäre, lebten sie nicht greifbar neben mir.
Kinderbücher (Bilderbücher): die ganze Sammlung befand sich bis vor kurzem in Lollos Mini-Zimmer. Er sammelt aber Mangas und ähnliches und brauchte Platz, also räumte er die Kinderbücher aus dem Regal in eine Kiste. Da wir keinen Dachboden- oder Kellerplatz haben, wo ich die hätte unterstellen können, entsorgte ich endlich die Legokisten und räumte die Bücher in den dadurch frei gewordenden Platz im offenen Wohnzimmerschrank. Auch mit dem Gedanken an die Tochter meiner Ex-Nachbarin, die im Mai zwei Jahre alt wird. Meine Vorstellung war, dass sie bei einem Besuch dann an den Schrank gehen kann und ich mit ihr diese Bücher angucke. Haben wir jetzt schon zwei Mal gemacht. Und wenn sie nun zu uns reinkommt, steuert sie sogleich auf den Schrank zu.
Hätte ich gar nicht gedacht, dass ich nochmal Lust haben würde, Zeit mit einem kleinen Kind zu verbringen. Liegt aber auch an diesem speziellen Kind, es ist mir einfach sympathisch. Lustig aber, dass ich mich dann wie eine Großmutter fühle. Kommt ja altermäßig auch hin.
KR
Sa 06.01.2024 15:47
Ich musste lachen bei deiner Rechnung 2x geben, 1x bekommen usw. Ja, sobald es ums Eingemachte geht, wird gerechnet – und taktiert.
Bubis Mutter, Jutta, ist so eine, die ständig aus taktischen Gründen lügt. Denkt, sie könne die Dinge dadurch unter Kontrolle bringen. Aber das funktioniert nie. Alles kommt am Ende raus, alles nur verschlimmbessert – und das Vertrauen ist weg. Und genau hier sind wir beim Thema Serien. Die meisten Serien handeln einzig davon, wie Leute rumtaktieren, und wie das klappt oder schiefgeht. Ja doch, da guckt man gerne zu und denkt auch noch, man könne davon lernen, vergessend, dass das nur Fernsehen ist.
Ich hab auch mal ein paar Folgen von Peaky Blinders geguckt. Aber wie bei so vielen Serien, die ins Unendliche gehen: die anfänglich sexy Sachen verwässern sich. Werden zu Kaugummi, zäh nach einer Zeit. Und ohne Geschmack.
Ist doch aber komisch, wie das Seriengucken zu einem richtigen Volkssport geworden ist. Jeder hat gerade eine, an der er*sie gerade dran ist. Meine derzeitige: The Restaurant. Eine schwedische Serie, die auf Arte läuft. Da auch viel Rumtaktieren. Es passieren auch Katastrophen, aber alles im Rahmen. Nicht zu viel Gewalt. Ich mag keine Sachen, die durch und durch böse sind und wo ständig Folter drin vorkommt.
Wenn ich bei Prime Video durchscrolle, finde ich nichts, wo ich Lust drauf habe. Dachte neulich, ob man eigentlich nur mal auf das Film- und Serienangebot bei den Streamingplattformen gucken muss, um zu wissen, wo die gesellschaftliche Reise hingeht. Ich mein, was sagt das aus, wenn alles nur um Mord und Intrige geht? Das scheint Lust zu bereiten. Gedanke: Was war zuerst da? So einfach lässt sich das natürlich nicht betrachten. Ich bemerke aber einfach, dass es mir zum Hals raushängt nur Angebote zu bekommen, in denen es so viel um Gewalt geht.
Vorgestern habe ich mit Lars telefoniert. Er rief mich an und es passte gerade für mich. An einer Stelle des Telefonats ging es um eine Aktion vom Zentrum für politische Schönheit (Verbot der AFD) und Lars erzählte dann, dass sein Kumpel Christoph auf einer Blackliste der AFD stünde.
Ich hab mich nicht selten gefragt in letzter Zeit, ob einfaches Zugucken noch zu vertreten sei.
Redeten wir dann noch über das aktuelle Hochwasser. Ja, Ausnahmezustände sind auch was Schönes, so lange man selbst nicht schlimm betroffen ist, einfach mal eine Abwechslung zum Alltag.
Wenn es um solche Sachen geht, wie das Erstarken rechter Positionen und Parteien, ist das ähnlich wie bei dieser Hochwassersache: Ist dein eigenes Gebäude bislang noch unbeschädigt, liest du das alles mit einem schönen Grusel und sprichst dann abends bei einem Glas Wein darüber, wer Schaden genommen hat und was wohl als nächstes kommen mag. Wie hieß nochmal die Serie?
Auf jeden Fall finde ich es schwierig, zu sondieren, wo man ins Fahrwasser einer Lust an der Katastrophe gerät und vielleicht nur deswegen handlungsaktiv wird. Aber zählt nicht am Ende einfach, dass man überhaupt aktiv wird? Und braucht es nicht immer auch einen Teil Lust, um ins Handeln zu kommen? In Bezug auf Pflege trifft das wohl nicht zu.
KR
Sa 13.01.2024 18:11
Mh, nachdem nun Björn für heute Abend schon die Kneipe abgesagt hatte fiel auch noch die Vorbesprechung meines nächsten Tattoos mit der Stecherin aus, sie sei krank. Whatsndaloose. Erfuhr ich erst als ich schon da war. Das Hinterhofstudio war voll, viel los, ein einziges Summen und Brummen aus den Räumen, viele junge Leute die rumhängen wie anderswo in den Spätis oder beim Barbour. Nur bunter, hautlich gesehen, und hören bessere Musik. Oft sind die Tätowierer:innen aus dem Osten, Polen, Russland, Ukraine so scheint’s, man redet halt Englisch in leichter Sprache, wie überall in Berlin und auf der Welt. Ich musste unverrichteter Dinge wieder los. Schreibe sie jetzt auf Insta an, ich hoffe sie macht es, sie ist so gut und ich brauche wen der freihand kann, also ohne vorher das Motiv auf die Haut zu pausen, weil es soll sich um den Arm wickeln und das geht ja gar nicht mit Aufkleben.
Danke für deine Ideen! Ich hab dann erstmal den Begriff der „Co-Abhängigen“ umgemünzt, also bei psychisch Kranken gibt es das oft genug auch, der eine:r mitträgt, füttert, pflegt, Geld und Wohnung stellt, eigentlich sein eigenes Leben der Krankheit der anderen Person unterstellt, als wenn’s was nützen würde. Bei den Stoff-Süchtigen nennt man das eben co-abhängig, für die an Psychos dranhängenden Menschen fehlt das griffige Wort, wenngleich das Phänomen auch gut beschrieben ist.
Meine Mutter hat auch Jahrzehnte an dem kranken fetten Stiefvater dran gehangen, der nur deswegen bedürftig und gesundheitlich eingeschränkt war, weil er so fett war. Und sie immer wieder gekriegt hat mit neuen Malaisen. Weniger essen, gesünder leben? Wo kämen wir denn da hin, am Ende haut sie noch ab! Emotionale Erpressung, Verstrickung. von meinem Bruder ist sie auch nie losgekommen, ohne dass es einem von beidem irgendwas genützt hätte. Ihr eigener Vater starb da war sie Drei, ihre kleine Schwester da war sie Vier, der Vater ihrer drei Kinder da war sie 40, später dann noch der Sohn. Zum Durchdrehen. Oder sich festklammern.
Was red ich. Hatte mich schon auf den Alkohol gefreut und die Spinnerei, und jetzt? Morgen früh werde ich fit um Zehn beim Sport sein können. Gähn.
-pb
Sa 13.01.2024 19:24
Gibt so Tage, wo einem alle absagen. Oder solche, wo keiner ans Telefon geht, wenn man sich spontan verabreden will.
Die andere Sache: dass die Frau sich sofort nochmal gemeldet hat, überrascht mich nicht. Sie will wahrscheinlich eine ganz schnelle Lösung und konkrete Handlungsanweisungen, weil sie für ihren Geschmack schon genug ausgehalten hat – und jetzt soll’s mal schnell gehen.
Was mir bei dem Fall besonders ungünstig erscheint, ist, dass die junge Frau IN der Wohnung der Mutter ihres Freundes ist und erstmal nirgendwo anders hinkann. Wo man die aber eigentlich nur schnell loswerden will. So ähnlich, wie bei mir mit Bubi, den ich auch nicht abschieben konnte. Der Vorteil da, dass man nicht so lange auf einen Platz für den Entzug warten muss.
Aber warum kriegt die Mutter nicht einfach einen Nervenzusammenbruch und geht dann selber in eine Klinik und dann können die da zuhause mal gucken, wie sie klarkommen? Wäre ja auch eine Option, also für diese ungeduldige Mutter.
Mit 20 hatte ich einen Freund der kriminell war. Meine Mutter hat mir nach einiger Zeit den Kontakt mit ihm verboten. Mich sogar mit zu ihrer Arbeit genommen, damit ich ihn nicht heimlich treffe. War so ein verspätetes Pupertätsding. Natürlich hätte ich das Kontaktverbot ignorieren können, aber ihr Wort und ihr Wille waren für mich sehr mächtig und ganz im Innern wusste ich, dass es besser war, diesen Mann nicht mehr zu treffen. Ich fühlte mich insgesamt wie in einem aufregenden Film, mit Herzschmerz und viel Dramatik. Nun, das fiel mir gerade so ein, in Bezug auf Mütter, die versuchen ihre Kinder zu schützen.
Als Berater nun auf jeden Furz einzugehen, sich jedes Detail anzuhören und zu kommentieren, das hilft wirklich nicht. Kennt man ja von Leuten mit Liebeskummer, die hunderttausendmal das gleiche erzählen. Lass sie quatschen, leg das Handy auf den Tisch und geh duschen, komm zurück und sag: Ja, hast ja Recht, find ich auch. Wollen wir morgen mal zu Ikea fahren?
KR
Sa 13.01.2024 21:56
Ich hab das total oft, dass ich mich im Supermarkt in eine megalange Schlange vor einer Kasse einreihe, aber dann kommt keiner, um sich hinter mir anzustellen.
KR
Mo 15.01.2024 20:21
Heute las ich einen Artikel über soziale Energie. Und ist ja wirklich so: Bist du matschig, willst nicht mehr raus, tust es doch, triffst auf Leute und gehst total energiegeladen nachhause. Ich hatte das neulich erst, als ich auf Juttas 83. Geburtstag war. Müde und missmutig hin, gut gelaunt und frisch wieder raus, weil die Stimmung dort so gut war. Aber vielleicht auch fühlte ich mich so erfrischt, weil ich es so sehr mag Fragen zu stellen. Und bei dieser Familie führt das immer zu interessanten Ergebnissen.
Oder gestern: habe ich meine Faulheit überwunden und bin in die Turnhalle, wo Thies ein Basketballspiel hatte. Allein das Quietschen der Schuhe hat mich energetisiert. Danach bin ich sogar noch ins Kino gegangen (mache ich extrem selten).
Kino: Am Ende des Films bin ich nie die erste, die den Saal verlässt. Meist aber gehe ich, bevor das Licht eingeschaltet wird. Das hat nun gestern dazu geführt, dass ich mein Handy liegenließ. Erst als ich draußen nachschauen wollte wie spät es ist, bemerkte ich den Verlust und ging zurück ins Kino, in den mittlerweile hell beleuchteten Saal. Bis auf ein Paar, Mann und Frau, war niemand mehr dort. Die beiden hatten direkt vor mir gesessen. Sie waren gerade dabei ihre Jacken anzuziehen, als ich meinen Arm unter den Sessel schob, auf dem ich gesessen hatte, denn das Handy lag nicht wie erwartet auf dem Sessel. Dabei hielt ich meinen Kopf schräg nach oben und guckte direkt in das Gesicht der Frau, die in diesem Moment sagte: Unglaublich, dass für so einen Film Kulturgelder ausgegeben wurden. Entschuldige, ich meinte nicht diesen Film, sagte sie dann. Ich richtete mich auf. Nein, wir meinten nicht diesen Film, sagte auch der Mann zu mir. Und ich, an beide gewandt: Ich guck nur so komisch, weil ich mein Handy suche.
Ruf sie doch mal an, meinte die Frau dann zu ihrer Begleitung, so prompt, dass mich das wirklich erstaunte. Ich diktierte dem Mann meine Nummer und wir drei lauschten nach Vibrationen. Es war nichts zu hören. Die Frau kam in meine Reihe, machte Licht mit ihrem Handy und krabbelte auf dem Fußboden rum. Sie hatte wunderschöne lange Haare, braun und gewellt, die dann über den Boden strichen. Ich hätte mir das ewig angucken mögen. Aber dann erhob sie sich mit den Worten: Hier ist nichts.
Ich bedankte mich bei den beiden für ihre Hilfe und verabschiedete mich mit den Worten, dass ich mir mein Handy nun von der Kasse abholen würde. Das war etwas spekulativ, aber stimmte. Jemand hatte es dort abgegeben. Auf dem Nachhauseweg schickte ich eine kurze Nachricht ab. Telefon wurde abgegeben, vielen Dank nochmal für eure Hilfe, schrieb ich, ohne meinen Namen am Ende. Zurück kam: Sehr nice, vielen Dank für die Info.Wir hatten dich auch gesucht und dich gefunden…Alle Grüße, Markus Leuschner (Name hier ausgedacht).
Gibt wohl Leute, die gerne nachgegooglet werden, dachte ich und googlete (googelte?) aber erstmal mich selber, bevor ich eine Antwort mit meinem vollen Namen zurückschickte. Danach war der Kontakt beendet, kam nichts mehr zurück.
Diese recht kryptische Nachricht von dem Mann erinnerte mich übrigens an eine Situation, als ich auf Wohnungssuche in den Hinterhof des Hauses kam, wo ich dann auch wirklich eingezogen bin, und dort meine zukünftige Nachbarin saß, zusammen mit einem anderen Nachbarn, und sie zu mir sagte: Da bist du ja endlich, wir haben so lange auf dich gewartet.
Muss nachhause. Thies schrieb gerade in den Gruppenchat, wo ich denn bleibe.
KR
Mo 15.01.2024 23:46
Ja komisch, manche Menschen können das Gefühl von guter Chemie gleich sozusagen verbalisieren, die hauchen dann sowas raus wie „da bist du ja endlich“ und dann passt das auch noch! Ich brauch ja immer ziemlich lange bis mir sowas klar wird, von Voraus-Freundlichkeit ganz zu schweigen. Vielleicht kann man aber auch einfach was rauslassen ohne groß drüber nachzudenken und ich habe diese Fähigkeit einfach nicht. Katzen miauen, Hunde bellen, Menschen reden. Ich bin eben einfach zu verstockt.
Heute war ich seit langem mal wieder mit dem Auto in der Stadt unterwegs. Neun Kilometer, eine Stunde fünfzehn. Zwischendurch musste ich pinkeln, vorher ganz vergessen, der Stress. Alles voller Trecker aus dem Umland, eine Demo, mein Gott sind die groß, und ich mitten dazwischen. Warum hier, was soll denn das bringen? Der Politik im allgemeinen sind Bürgerproteste völlig Wurst, also verstopfen sie hier die Straßen der Leute und die Ohren mit ihrem Gehupe, die eh auf ihrer Seite sind. Warum pflügen die nicht stattdessen einige Golfplätze, ein viel schöneres Bohei gäbe das, der Protest würde wenigstens dort landen wo er hin gehört. Als ob sie „die Leute“ überzeugen müssten. In einem der riesen Traktoren, der Reifen höher als mein Bus, gefühlt drei Meter über mir saß ein Mädchen auf dem Nebensitz über dem Kotflügel, mit dem Rücken zum Fenster, die war vielleicht 13. Dann schaue ich mir den Fahrer an und denke, stimmt, Trecker darf man ja schon fahren mit 16.
-pb
Di 16.01.2024 23:23
Heute Mittag im Team ging es natürlich wieder um unsere Leitung und den angeborenen Dummshit, den sie so redet. Gestern Abend war ich wieder am Institut und alles dort ist so professionell, Fachleitungen die man ernst nehmen kann, ein stilles, unprätentiöses und ernsthaftes Treiben, und das System an sich surrt leise im Hintergrund. Man weiss nur dass es da ist aber merkt es kaum.
-pb
Do 18.01.2024 21:55
Aus der Rubrik ‚Was ich gern früher gewusst hätte‘ des Zeitmagazins:
Glaub bloß nicht, dass du besser und gescheiter bist als deine Patienten (Wolfgang Schmidbauer, Paartherapeut, Psychoanlytiker u. Autor).
Der Patient weiß mehr als du, du musst ihm nur helfen, es zu finden (Erika Freeman, Psychoanalytikerin).
Es gibt so viele Dinge, über die ich gerne in Ruhe nachdenken würde.
Gestern Nacht konnte ich nicht schlafen und habe mir einen Podcast angemacht, das Thema: Biodiversität von Mikroorganismen. Zwei Männer mit schönen Stimmen, die über das Thema redeten und ich glitt langsam in den Schlaf. In der Übergangsphase, mit proportional größeren Anteilen des Wegdriftens, schnappte ich aber doch einige Sätze auf, die ich dann auf eine traumartige Weise weiterdachte und schließlich zu der Erkenntnis kam (wovon ich dann wieder richtig wach wurde): Es ist eigentlich egal, um welches Thema es sich handelt, alles läuft auf die immer gleichen Grundgedanken oder Erkenntnisse hinaus.
Heute bin ich mit Klaus nach Elmshorn gefahren. Wir hatten ein Treffen mit einem Subkontraktor und es ging darum, dessen Angebot für diverse Arbeiten zu besprechen. Ist gut gelaufen und war in einer Stunde erledigt.
Vier Stunden im Auto mit Klaus. Ich wollte ein wenig rumträumen, sagte ich auch. Ich liebe es, als Beifahrerin aus dem Fenster zu gucken und in Gedanken zu versinken. Wie immer musste Klaus aber jede 15 Sekunden etwas sagen. Ich hätte es völlig in Ordnung gefunden, hätte er sich über etwas unterhalten wollen, oder etwas besprechen. Das wollte er aber gar nicht. Anstatt dessen: ‚Ziemlich viele LKWs unterwegs‘ oder ‚Guck dir mal diesen Turm an‘. Sage ich etwas dazu, versuche, eine passende Unterhaltung zu beginnen, reagiert er aber nicht darauf und lässt die nächste Sache folgen, ohne jeden Zusammenhang zu dem, was er davor gesagt hat. Aber er erwartet eine Reaktion, immer. So muss ich zum Beispiel zumindest kurz auflachen, wenn er ein Schild vorliest. Haha, Aldi Nord, hoho. Reagiere ich gar nicht, fängt er an, mir ständig Seitenblicke zuzuwerfen und fragt mich schlussendlich, ob ich schlechte Laune hätte. Und ja, die habe ich dann auch irgendwann.
War vorgestern auf der von den ‚Omas gegen rechts‘ organisierten Demo für ein Parteiverbot der AFD. Der Treffpunkt war nur 50 Meter von meiner Wohnung entfernt. Kam ich von der Arbeit und wollte erstmal nachhause und ging an dem Treffpunkt vorbei. War 20 Minuten vor dem offiziellen Start. Da standen nur ein paar Leute. Als ich dann wieder hinging, war alles voll. Geplant war, dass die Demo an dieser einen Straßenecke startet und sich von da aus die Fußgängerzone (Limmerstraße) runter bis zum Küchengartenplatz bewegt. Nun war es aber so gekommen, dass so viele Leute da waren, dass die ganze Limmerstraße voll mit Leuten war. Es konnte also gar kein Zug von oben an der Straße nach unten gehen. Es konnte sich nur ein kompletter Block (der die ganzen 800 Meter ausfüllte) in Richtung des am Ende gelegenen Sammelplatzes schieben.
Natürlich geh ich Samstag auch zu der Demo am Opernplatz.
23:18
Gestern kam eine Nachricht von Steffen rein: Bitte melde dich! Laut Nachbarn steht meine Balkontür seit Tagen offen!!
Also Nachbarn hatten sich über recht verworrene Kanäle bei ihm gemeldet. Genaue Infoverteilungswege hier zu kompliziert wiederzugeben.
Die Tür hatte tatsächlich drei Tage offen gestanden, und das bei nächtlichen Temperaturen von minus 15 Grad. Und es waren keine Einbrecher*innen gewesen. Ich ärgerte mich, weil ich eigentlich immer sehr sorgsam gewesen war. Acht Mal war ich in Steffens Wohnung, hab seine hundertausend Pflanzen versorgt, Briefkasten gecheckt, Überweisungen gemacht für Rechungen die kamen, hab die Pfützen aufgewischt, wenn ein Pflanzentopf doch nicht so viel Wasser aufnehmen konnte, wie ich reingegossen hatte, habe immer den Hauptwasserhahn nach jedem Besuch wieder abgestellt, alle Lichter aus, Haustür check check, zwei Mal Schlüssel umgedreht beim Abschließen. Und dann passiert mir so ein Faux Pas. Ich hatte den Knauf der Balkontür nach einem Durchlüften wohl nicht in die richtige Position gebracht, und dann gab es vermutlich einen Windstoß, der die Tür aufgedrückt hat.
Was interessant ist an der ganzen Sache: Ich war total beleidigt. Erstmal nur aufgeregt, weil ich ja nun einen Fehler gemacht hatte. Aber als Steffen dann über nichts anderes schrieb als die offene Balkontür und wie er deswegen nicht hätte schlafen können, da drehte sich der Wind bei mir und ich konnte an nichts anderes denken, als daran, dass er mich in 6 Wochen nicht ein Mal gefragt hatte, wie er mir ginge. Und ich dachte daran, wie ich hier zuhause am Rumkümmern war (für alle) und er aber 6 Wochen Hängematte hatte ohne jede Verpflichtung für irgendwas, irgendwen. Bin mal gespannt, wie unser Wiedersehen wird.
KR
Do 18.01.2024 23:16
Auf der Arbeit bezeichne ich uns gern als Entwicklungshelfer, von A (unangenehm) nach B (schon besser), ohne dass vorher klar sein muss was B ist. Das ist das was wir machen. Oder als Scout, beim Pfade finden helfend.
container – contained
-pb
Sa 20.01.2024 17:41
Wie du den Medien entnehmen kannst, haben sich heute am Opernplatz in Hannover 35.000 Leute versammelt. Ich bin mit der Straßenbahn hin, zusammen mit meiner Nachbarin. Die Linie 10 hat Unmengen von Leuten aus Linden in die Innestadt geschaufelt. Als ich vor einer Stunde zurückkam, war es immer noch total leer hier in Linden. Perfekt zum Einkaufen.
Gestern Abend Wiedersehen mit Steffen und ja, es war sehr schön. Ich war voller Freude und alles Beledigtsein war schon im Vorfeld vergessen.
Heute morgen bin ich gegen 8 aufgewacht (bei Steffen), weil jemand laut meinen Namen rief. Als ich die Augen öffnete und Steffen neben mir schlafen sah, war mir schon klar, dass es eine geträumte Stimme gewesen sein musste. Aber sie war so deutlich gewesen, ein so klares Rufen. Kader! Ich horchte dann noch ein wenig, aber auch draußen im Hausflur war alles still. Später beim Kaffeetrinken im Bett, erzählte ich Steffen von der Stimme, die mich laut gerufen und mich damit aufgeweckt hatte. Da guckte er mich beinahe entsetzt an und meinte: Das ist ja merkwürdig, ich bin auch aufgewacht, weil jemand sehr laut meinen Namen rief. Das muss so gegen 7 gewesen sein. Spekulierten wir eine Weile darüber, ob wir von einem frisch Gestorbenem gerufen worden waren, schlossen aber damit ab, dass es einfach nur Zufall war – wir einfach beide einen Traum hatten, wo uns jemand beim Namen rief und uns damit weckte. Aber machten doch noch Tage Witze darüber, welchen gemeinsamen Bekannten wir auffällig lange schon nicht mehr gesehen hätten.
In letzter Zeit bin ich so hart am arbeiten nachts, also beim Träumen. Wenn ich dann aufwache, so halb, sind die Dinge, die ich rumwälze, bearbeite, noch akut und ich kann sie gedanklich betrachten. Es geht immer darum Aufgaben zu lösen. Die Aufgaben sind absurd, schwachsinnig, und nichts, womit ich mich tagsüber beschäftigt hatte. Aber anscheinend bin ich gerade am Üben. Ich übe, Lösungen zu finden.
Was anderes: Klaus und ich gehen oft zu Rossmann in der Mittagspause. Rossmann hat einen Kaffee im Sortiment, den ich sehr gerne mag. Lavazza, ein Kilo, ungemahlen, in einer braun-orangen Packung. Kostest 15,99. Und wenn im Angebot 9,99.
Klaus mag diese Sorte auch sehr gerne und hat zuhause schon 5 Kilo davon gebunkert – klaro immer gekauft, wenn im Angebot für 9,99. Bei den letzten beiden Rossmannbesuchen meinte er: Pass mal auf, heute ist der Kaffee im Angebot, ich fühl’s. Klaus hat mich schon so weit gebracht, dass ich den Lavazza nur kaufen würde, wenn er 9,99 kostet. Oder dass ich ihn gar nicht kaufen dürfte, wenn er den Normalpreis hat, denn dann wäre ich ja eine Geldverschwenderin, die ich ja nicht sein darf, weil ich ja so wenig Geld habe (ausgeblendet, dass er ja mein Geldgeber ist). Eventuell um mich postitiv aufzubauen, weil er wusste, dass mein Kaffe schon sehr lange alle ist, meinte er nun die letzten beiden Male als wir zu Rossmann reingingen: Heute ist der im Angebot! Ich hab das im Gefühl! War aber nicht so. Wahrscheinlich wird er das nun jedes Mal sagen, bis der Kaffee dann wirklich im Angebot ist und wird dann sagen: Siehste! Jetzt kauf. Könnte aber sein, dass genau in dem Moment mein Kontostand auch nicht den Kauf eines 9,99 Kaffees erlaubt. Nun gut. Das habe ich kurz angemerkt neulich, nachdem seine Vorraussagung wieder nicht eingetreten war. Klaus bot mir daraufhin an, mir ein Kilo von seinen 5 zum Sonderpreis abgebunkerten abzugeben. Zu schenken. Nee, wenn, dann kauf ich dir den ab, für 9,99, meinte ich. Und wir freuten uns beide über diese Win-Win Möglichkeit: Er bekommt Platz in seinem Küchenschrank und ich bekomme günstigen Kaffee. Ist aber nicht so eingetreten. Aus irgendeinem Grund kam es nicht zu diesem Deal.
19:10
Zu der Kundgebung: ich musste feststellen, dass ich ein Problem damit habe, in einem riesigen Pulk von Leuten zu stehen. Ich hatte keine Panikattacke, aber doch deutlich Platzangst. Die aber erst aufkam, als es richtig eng wurde, da so eine Schiebedynamik aufkam, und wohin der Blick auch ging: nur Menschen, keine Gänge dazwischen, kein Platz. Wie könnte man da nicht zu der Vorstellung kommen, wie es wäre, würde eine Panik ausbrechen und alle trampeln sich platt. Nun aber wirkten alle um mich herum entspannt, ohne so eine Sorge. Ich habe mich dann aber rausgewurschtelt und bin nachhause.
Situationen mit unangenehm eng und Anflügen von Panik hatte ich bisher nur drei Mal. Einmal als Kind, als mich eine Freundin dazu überredet hatte mich in einen Bettkasten zu legen und ich festestellte, dass ich den nicht wieder öffnen konnte, weil sie oben drauf saß. Das zweite Mal auf einem Festival in Roskilde, wo ich vor der Hauptbühne stand als dort nichts los war, aber plötzlich wegen eines Mainacts tausende Leute angeströmt kamen und ich umzingelt wurde, Ellgenbogen in die Rippen gestoßen bekam und insgesamt voll eingequetscht wurde und unbedingt raus wollte. Da haben mich dann Leute hochgehoben und bis dahin auf ihren Händen transportiert, wo die Sicherheitsleute standen und mich aus der Menge ziehen konnten. Die dritte Situation war auf einem Abenteuerspielplatz, wo ich mit meinen Kindern war. Da gab es Tunnel zum Rumkriechen, die eher für Kinder ausgelegt waren. Also extrem eng waren die. Aber auch sehr lang. Da kamen dann von hinten wie von vorne Kinder auf mich zu und ich konnte nicht mehr vor noch zurück. Ich hab die Kinder vor mir dann einfach bis zum Ausgang geschoben und dabei peinlicherweise aber auch geschrien. Wie ein quietschender D-Zug das Ganze. Und die Kinder purzelten dann eines nach dem anderen aus dem Ausgangloch und ich hinterher, völlig fertig mit den Nerven.
Find ich normal, in solchen Situationen ein wenig durchzudrehen. Aber wundert mich, dass es Leute gibt, die Höhlentaucher sind. Wobei ich in Momenten von leichter Panik wegen eng auch immer denke: Na juti, solange es denn keine wirkliche Lebensgefahr gibt, kann man ja auch einfach durchatmen und sich vorstellen auf einer schönen Wiese zu sitzen. Also ich weiß, dass ich das so machen würde, bevor ich durch Hyyperventilation ohnmächtig würde.
KR
Mi 24.01.2024 20:53
Beim Sonntagsbäcker, die breite Ladenfront Dircksen Ecke Spandauer Brücke, innen drin für den Zeitungsständer und die Kund:innen etwa ein Meter zwischen Fenster und Tresen, von links nach rechts ca. fünf Meter, dann der Cafébereich. Zehn Uhr, ich drücke mich an Rauskommenden vorbei durch die Schiebetür, die bleibt hinter mir offen, weil ich steh da ja gleich im Sensor. Eine Kundin rechts, eine links, zwei junge Verkäufer:innen.
Verkäufer: Ich habe hier noch den Cappuccino.
Verkäuferin: Dann den Kakao. Also zwei Kakao.
Verkäufer: Ich hab hier noch den Cappuccino.
Die eine Kundin: Ich habe einen Kakao.
Verkäuferin: Also zwei Kakao.
Die andere Kundin: Ich auch Kakao.
Verkäufer: Jemand hat Cappuccino bestellt.
Kundin: Ich Kakao.
Kundin: Ich auch Kakao.
Verkäuferin. Niemand hat Cappuccino bestellt.
Verkäufer stellt den Cappuccino zur Seite, neue Tasse, drückt Kakao und geht zur Kundin links, sie hat ihre Backwaren noch nicht beisammen, die rechts wartet auf ihren Kakao.
Ich bestelle bei der Verkäuferin eine 10er Tüte, eine Laugenecke und zwei Mohnhörnchen. Sie tippt in die Kasse ohne sofort zu kassieren, lässt die Kasse stehen und sammelt aus den Auslagen die Sachen.
Der Verkäufer, mit der Linken fertig, will jetzt an die Kasse aber kommt nicht weiter, wegen der blockierenden Eingabe der Verkäuferin, die eben meine Laugenecke und die Hörnchen in die Tüten stopft. Er meckert sie an, wieso die Zangen nicht eine links, eine rechts in den Fächern stecken.
Sie will schnell kassieren, ich fische meine Münzsammlung aus der Hosentasche, heute will ich sie loswerden, und fange an zu zählen.
Der Verkäufer bricht sein Vorhaben ab, eilt zur Kundin rechts und stellt ihr den ersten Kakao hin. Sie will zahlen und schüttet sich aus dem Portemonnaie Münzen in die Hand.
Auf dem Rückweg komme ich am Apple Flagship-Store vorbei. Eine Raumhöhe von über zwei Etagen, nichts als Luft und längliche Tische mit den Kostbarkeiten. In einer Gegend, wo die Ladenmieten jeden Monat ein normales Jahresgehalt kosten und noch das allerletzte schimmelige Souterrain vermietet wird, bauen wir einen Raum von der Größe eines kleinstädtischen Hallenbads und lassen ihn leerstehen. Vulgar display of power.
-pb
MI 24.01.2024 20:47
Wie du diesen Raum, Verkaufsraum, beschreibst, in dem es eigentlich nichts als Luft gibt, so zum Beweis/Zeigen des sich das Leistenkönnens…
Bei Unternehmen wie Apple gehört es wohl zum Marketing-Prinzip, mit dem Überfluss zu shakern. Wir können uns das leisten, denn wir haben die besten Produkte. Oder: Wir haben die besten Produkte, deswegen können wir uns das leisten. Aber vor allem: Sie sollten sich unsere Produkte leisten/gönnen – können Sie doch, oder?
Ach, wer wäre nicht manchmal gerne so eine Diva, die man sich leisten können muss – will. Aber ich denke, jeder ist mal eine, oder leistet sich eine, auf eine ganz private, unkommerzielle Art.
KR
Mi 24.01.2024 21:15
Die Arbeit soll dein Pferd sein, nicht dein Reiter. Open Air Großveranstaltungen konnte ich noch nie, nichtmal breit war das gut. Ich muss immer die Wände sehen können.
-pb
Fr 26.01.2024 17:37
Wo ist meine große, sinnlose Raumverschwendung, zeig was du hast, schüttel dein Speck. Naja sinnlos ist sie nicht, sie soll sichtbar repräsentieren, die Macht, die Power, Aalparade. Ja wo? Pool, Pferd, Haus, Auto, Boot? Mh. Kleidung, Frisur? Accessoirs? Die Frau sieht so jung aus, und letzten Samstag bei Björn, da war sie die einzig Vorzeigbare unter den alten Kleppern. She’s fresh she’s so fresh. Na Bravo. Was kann ich denn dafür?
Wann bin ich die Diva? I’d like the Vorstellung, aber auf der Arbeit bin ich der für Andere nützlichste und zuvorkommendste Mensch. Zuhause sehe ich mich auch eher im Dienstleistermodus. Sport? Mittelfeld. Yoga? Alt. Shit. Aber hey. Für mein 1 Leben hätten Andere 2 oder 3 gebraucht. Nachher auf’s neue Kneipe angesetzt, mal sehen ob Björn noch absagt. Er will sich vor’m Späti an der Kreuzung treffen. Es regnet und stürmt. I won’t back down.
-pb
So 28.01.2024 20:50
Ich brauche wieder den SCHUB, nicht das reflektierte Was-will-ich-machen. Bewusst bewusstlos, der beste Modus. Ich habe nie etwas herbei geführt, ich habe nur manchmal etwas nicht verhindert.
Späti mit Björn – später stellte sich raus, er hatte bis kurz vorher gewartet, ob ich nicht doch ins Tomsky umleiten würde. Haha. Da kannst du lange warten. As ready as I’ll ever be. Sturm, kurz über Null, zum Glück kein Regen mehr, sonst hätten wir die große Markise gebraucht. Ich war Erster, natürlich war alles zusammengeräumt und die Metallstühle und Tische auf unserer Kreuzungsseite festgeschlossen. Fragte drinnen, ob es ok sei wenn ich draussen einen Tisch aufstelle („ist so ne Tradition“), der Junge hinterm Tresen kassiert mein Bier, guckt und es dauert eine Weile bis er sicher ist, er hat richtig gehört. Also wenn Sie möchten, natürlich gerne (mit rauskommen muss ich aber nicht?). Also Mütze, Kapuze, ich mit langer Unterhose, meinen fancy Dry-Coat an, gefüttert eingewickelt bis zu den Unterschenkeln. Der ist toll am Strand (wo ich nie bin) und wenn man im kalten Regen größere Strecken mit dem Rad macht, außer halt bei Gegenwind. Damit war ich im Vorteil. Quatschen, Familie, diesdas, ich erzähle von der Arbeit, dass eine Mutter nebenbei erwähnte, ihr Elfjähriger wäre mit seinem Kumpel öfter bei einem Herrn in der Wohnung, der würde gerne Jungs zu sich einladen, habe eine Tischtennisplatte undsoweiter. Wie sich bei mir der Ekel hochschlich und aber die Rechtslage, es sei ja nicht verboten, da muss man vorsichtig sein. Björn für seine Verhältnisse tickte völlig aus, er hatte natürlich auch sofort die anderen Assoziationen. Bestimmt ist die Heizung immer ganz aufgedreht (damit sich alle ausziehen), ob sie zusammen auf dem Sofa zocken etc. Wenn er mit den Kindern auf dem Sportplatz ist, achtet er immer auf Ältere oder gar Erwachsene, die besonders am Rumkumpeln sind, nett und touchy, die älteren Superbuddys eben die jedes Kind haben will. Ich erzählte von diesem Trainer, der immer total soft war mit den Kids, die sollten halt Spaß haben, er bekam schon Ärger im Verein, weil die Eltern wollten halt den Drill und DIE LEISTUNG und er sollte sie treiben nach ganz vorne, ganz oben. Und warum war er so soft und Hauptsache, die Kids fühlen sich wohl? Weil er selber seinen Sohn in einem Unfall verloren hatte. Ein weiser Mann ist er geworden auf die schlimmste Art. Vielleicht ist der genannte Herr ja auch so einer, wünschte ich mir. Denkend, vielleicht auch nicht.
Einmal war ich in so einem Sleep-In in Kopenhagen, riesige Halle, je vier Stockbetten mit Stellwänden abgetrennt, mit 16, die ganze Stadt war ausgebucht, und da standen morgens zwei in einiger Entfernung und schauten mir beim Aufwachen zu. Glotzen nur, geilten sich gegenseitig auf, verschwanden dann. Ein anderes Mal in der leeren Dusche vom Stadionbad präsentiert mir so ein Zwerg neben mir seinen eregierten Riesenpimmel, ein anderes Mal, mit 15 oder so, ich trug zu der Zeit gerne lange Strickpullis und stand mit dem Rennrad vorm Hauptbahnhof wo die Passerelle runtergeht, unklar was ich machen wollte, da kommt einer, fragt ob wir nicht wo hin gehen wollen. Auch ohne dass ich jeweils dort gewesen wäre, wären DIE dort gewesen. DIE sind immer überall.
In den Ferien fasten Björn und ich zusammen, also tele-zusammen, parallel sozusagen, wobei ich erstmal nur den Start mitmache, Downeating, die Glauber-Orgie und dann so lange wie ich Lust haben werde, und Björn macht sicher die Woche voll. Jah Lousy. Mark Ease – DJ-Namen vom besten. Einer meiner Lieblings-DJ-Namen ist DJ Luh-Jah. Verstehste. Lutscher. Luh-Jah. Wie Markise und und Jalousie. Hahahahaha.. Chr chr chr.. voll lustig.
-pb
Mo 29.01.2024 21:05
Hannover, das Dorf. Klaus sagte gestern zu mir: Als ich vor ein paar Tagen Zigaretten gekauft habe, da erzählte mir mein Kioskbesitzer, dass seit einigen Tagen so ein merkwürdiger Typ alle zwei Stunden kommt und sich ein Bier und einen Flachmann kauft. Wieso kauft der sich nicht gleich fünf Bier und fünf Flachmänner? hätte der Kioskmann sich gefragt.
Ich wusste sofort, dass das Bubi war, der ja gerade in der Wohnung seiner Eltern haust, gleich bei Klaus um die Ecke, und ich wusste, dass er genau zu diesem Kiosk geht. Und ich kenne sein Kaufverhalten. Ich hätte mir gewünscht, dass Klaus mir seine Vermutung klar und deutlich sagt, anstatt seinen Kioskbesitzer im Zitat zu erwähen. So musste ich aussprechen, was er mir sagen wollte und was ich ihm bislang noch nicht mitgeteilt hatte: Bubi ist wieder drauf.
Und noch etwas zu Bubis Halbbruder Tobi, der ja Anfang Januar mit seiner Frau und den drei Kinden von Portugal nach Hannover gefahren war (in diesem 60.000 Euro VW-Bulli), um den Hund abzuholen. Bzw. den Welpen, der aber auch noch geboren werden musste. Bisschen kompliziert, bedürfte einer ausführlichen Beschreibung. Hier nur: Eigentlich wollte nur Tobi nach Hannover kommen, um den Hund abzuholen. Aber sind sie alle gekommen. Alle fünf – und eben schon bevor der Hund geboren war. Das Ding: wenn die angeritten kommen, gehen sie davon aus, dass ihnen Platz gemacht wird. Die wollten oder mussten nun aber 4-5 Wochen in Hannover bleiben, bis der Hund fertig war. Haben sie sich erstmal bei den Eltern von Tobis Frau eingemietet. Dort wurden sie aber nach zwei Wochen rausgeschmissen, weil sie zu anstrengend sind. Wollten sie dann in die Wohnung von Jutta und Wolf, wo aber Bubi mehr oder weniger im Koma lag. Kamen sie nicht rein, weil sie keinen Schlüssel hatten und Bubi machte nicht auf und ging auch nichts ans Fon. Hauste die Family also tagelang im VW-Bulli, unten in der Straße, vor dem Haus. Dort rausgeschmissen, da nicht reinkommend. Und Thies bekam Anrufe von Jutta: Lasst die doch mal rein! Aber das ging halt nicht.
Und ich hörte später noch Geschichten darüber, wie Bubi Thies und seine Freundin runter auf die Straße geschickt hatte, sollten sie gucken, ob der Bulli noch dort stehen würde. Denn Bubi wollte zum Kiosk (genau zu dem, den ich oben erwähnte), aber wollte dieser Bande nicht begegnen. Wie man über Sachen lachen kann, wenn sie eine Weile her sind!
Karma: Jutta und Wolf haben immer Wohnungen gekauft, genau neben wo Bubi gerade hingezogen war. Die so: Ah, guck mal, haben wir jetzt die Wohnung daneben gekauft. Nicht, dass sie dann dort eingezogen sind, aber trotzdem ist Bubi dann lieber umgezogen. So ungefähr vier Mal ist das passiert. Genau dieses Schicksal wird Jutta und Wolf nun aber ganz ähnlich selber zuteil: Haben sie sich irgendwo eingerichtet, kommt Tobi mit Familie und erfindet Argumente, weswegen sie genau da reinmüssen bzw. woanders dringend raus (einmal war es ein ein neu aufgebauter Stromkasten vorm Haus, der es aufgrund seiner angeblichen Strahlung nötig machte, woanders hinzuziehen). Immer haben Jutta und Wolf Tobis Wünschen stattgegeben und sogar seine fadenscheinigen Argumente eins zu eins übernommen. Es ist der Wahnsinn!
KR
Di 30.01.2024 05:51
In letzter Zeit trinke ich öfter mal Tee, um nicht immer Kaffee zu trinken. Earl Grey for being distinct (schmeckt auch lecker), wer wirklich was auf sich hält trinkt doch sowieso nur noch grünen Tee, nur die Prolls den schwarzen und jeder Nappo muss mit seinem Geheimwissen prahlen, dass richtig, also so richtig guter grüner Tee bei 80 Grad zieht und nie bei 100 (wir haben auch einen Wasserkocher mit Temperaturanzeige, für wenn man mal die 81 Grad braucht bei besonderen Gästen). Manchmal passiert es jetzt, dass ich erst den Tee leertrinke und dann für den Kick doch noch einen Kaffee hinterher. Aber Tee und Kaffee passen nicht hintereinander. Mischen impossible.
Todestrinker in der Drehtür, sag ich doch. Ich habe einen Spiegelartikel geschickt bekommen, in dem einer das Rauchen als Suizid in Zeitlupe bezeichnet.
Wir machen beim Abendessen immer eine Runde – was war heute das Schönste für dich? Eine Weile hatten wir, was war Heute das Schönste und das Schlechteste für dich? Das ist dann aber immer abgesoffen weil blitzkurz etwas weniger doofes angedeutet wurde und danach ausgiebigst plattgewalzt, warum heute mal wieder ein richtiger Scheißtag war. Mööööö. Um nicht immer im notorischen Depri-Mood hängen zu bleiben konzentrieren wir uns jetzt nur noch aufs Positive. Das ist viel schöner, schwieriger auch, und das Negative ist eh immer präsent bei uns Tröten.
Vor kurzem habe ich eine Glaskugel besorgt, ganz durchsichtig, man kann sich lustig fotografieren dadurch („fish eye effect“), die steht auf dem Küchentisch, und das neue Spiel geht – welche Zukunft möchtest du heute sehen? Am Anfang kam immer die Frage – was soll ich denn jetzt sehen, die verdammte, ferne Zukunft, oder nachher, morgen früh? Die Antwort ist dann immer – welche Zukunft möchtest du heute sehen? Witzig. Das wird oft wirklich schön und manchmal sogar richtig schwärmerisch. Kommt immer was Positives, was man sich wünscht, Pläne, was man gerne wieder machen möchte, manchmal auch Abstraktes wie „glücklich sein“. Manchmal, wenn so innegehalten und sinniert wird, dann weiss man auch, jetzt kommen Dinge in den Sinn, die eine:r grade lieber nicht erzählen möchte, und dann schwenkt er:sie doch lieber auf was leichteres um. Sonne und Strand gehen immer.
-pb